Die Erläuterung der edlen Âyah 40 aus der Sûrah an-Nâzi^ât

04Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. Er überbrachte die Botschaft und ermahnte die Gemeinschaft, möge Allâh ihn mehr als alle anderen Propheten belohnen. O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden.

Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Der Aufenthalt auf dieser Welt ist vorübergehend und nicht unendlich. Das Handeln auf dieser Welt wird im Jenseits belohnt. Wohl demjenigen, der die guten Taten ausführt, rechtschaffen ist und in diesem Zustand stirbt. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah an-Nâzi^ât, Âyah 40:

﴿وَأَمَّا مَن خَافَ مَقَامَ رَبِّهِۦ وَنَهَى ٱلنَّفسَ عَنِ ٱلهَوَىٰ ٤٠

Die Bedeutung lautet: Derjenige, der Angst vor der Abrechnung hat – und sich darauf vorbereitet, indem er die Sünden unterlässt und die Pflichten verrichtet – und sich von dem, was nicht der Religion entspricht, fern hält, dieser wird das Paradies bewohnen.

Allâh, der Erhabene, ist allwissend über alle Handlungen Seiner Diener, das betrifft sowohl das Sichtbare an ihnen als auch das, was nicht sichtbar ist. Die Person, die den Gesandten Gottes ﷺ befolgt und gemäß seiner Lehren und Ratschläge handelt, wird zu jenen gehören, die belohnt werden. Jene Person ist die Person, die Angst vor der Abrechnung hat, d. h. sie hat Angst vor der Abrechnung und bereitet sich auf das vor, was nach dem Tod kommt. Im Gegenteil zu denjenigen, die die Blamage auf der Welt fürchten, sich aber nicht auf das vorbereiten, was nach dem Tod kommt – diese bereiten sich nicht auf die Abrechnung vor.

Derjenige, der Angst vor der Abrechnung hat, d. h. derjenige, der Angst vor der Abrechnung am Tag des Jüngsten Gerichts hat und sich darauf vorbereitet, indem er die Sünden unterlässt und die Pflichten verrichtet, die Allâh ihm auferlegt hat. Und sich von dem, was nicht der Religion entspricht, fern hält, d. h. sich bezwingt, um von dem fernzubleiben, was nicht der Religion entspricht, wozu seine Triebe ihn bewegen, wie z. B. der Trieb zur Überheblichkeit anderen gegenüber. Ein Beispiel hierfür ist, dass jemand das Vermögen seiner jüngeren Brüder zu Unrecht konsumiert mit der Behauptung, nach dem Tod ihres Vaters für ihr Wohlergehen sorgen zu wollen. So auch der Ehepartner, der dem anderen Ehepartner Unrecht zufügt, aus Neigung dazu, sich besser als andere zu sehen, und so sind auch einige Handelspartner. Zu den Trieben gehören sowohl Neigungen, die zu etwas Sichtbarem sind als auch Neigungen zu etwas, was nicht sichtbar ist. Einige Menschen beginnen zusammen eine Handelspartnerschaft, die auf gegenseitigem Einverständnis und scheinbar auf Liebe basiert, doch dann kommt es zu Hass und Neid und führt sogar zu Streit zwischen ihnen. Die Liebe zum Vermögen, zur Welt und zur Herrschaft hat viele Menschen ins Verderben geführt.

Auf die Neigungen, die nicht sichtbar sind, deutet folgendes Verhalten mancher Menschen hin: Sie wollen im Mittelpunkt stehen, sehen sich besser als andere, behaupten Schaykhs oder Sûfiyyah zu sein, um an Ansehen gegenüber den anderen zu gewinnen, obwohl dies in Wirklichkeit nicht auf sie zutrifft. Obwohl sie nicht zu den genannten Personenkreisen gehören, zählen sie sich jedoch selbst dazu, damit die Menschen ihre Hände küssen und sie beschenken. So erlebst du, dass manch einer dieser Menschen behauptet, ein Waliyy (Heiliger) zu sein, obwohl er die Pflichten nicht verrichtet und die Sünden nicht unterlässt. Einige dieser Menschen verhalten sich in ihren Sitzungen, in denen sie angeblich Allâh lobpreisen, so abweichend, dass sie – anstatt „Allâh, Allâh, Allâh“ zu sagen – mehr auf die Melodie ihrer Aussprache sowie auf das Hin- und Herwippen und das Tanzen achten und dabei verfälschen sie den Namen Gottes. Ihre Liebe zur Bekanntheit hat ihre Herzen dazu geführt, auf die Melodie zu achten, anstatt sich daran zu halten, die Wortlaute richtig auszusprechen. Anstatt beispielsweise Lâ ´Ilâha ´Illa l-Lâh richtig auszusprechen und dabei eine aufrichtige Absicht zu haben, beachten sie dies alles nicht, sondern achten stattdessen auf die Melodie, das Hin- und Herwippen und das Tanzen. Einige Menschen verfälschen den Namen Gottes und sagen z. B. „Subhân Alla“ oder „al-Hamdu Lilla“, d. h. sie lassen einen Buchstaben des Namen Gottes aus. Einige begehen Unglaube, weil sie Allâh als eine Eigenschaft bezeichnen, wie diejenigen, die Gott als „die erschaffende Macht“ bezeichnen. Aber Allâh beschrieb Sich Selbst in der Âyah ﴿ذو القوّة﴾, welche die Bedeutung hat, dass die vollkommene Macht zu den Eigenschaften Gottes gehört. Somit ist es nicht erlaubt, Allâh Selbst als „Macht“ zu bezeichnen. Auch ist es nicht erlaubt, Allâh als „Liebe“ zu bezeichnen. Es ist nicht erlaubt, Allâh als „Wissen“ oder „Wille“ zu zu bezeichnen. Die Allmacht, der Wille, das Hören, das Sehen, das Sprechen, das Wissen, das Leben und die Unvergänglichkeit sind keine Namen Gottes, sondern Eigenschaften Gottes. Somit sagt man nicht „Allâh ist Macht“ oder „Allâh ist Liebe“! Es ist nicht erlaubt, Allâh mit einem Namen zu bezeichnen, für den wir in der Religion keine Erlaubnis haben, Allâh damit zu bezeichnen. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-´A^râf, Âyah 180:

﴿وَلِلَّهِ ٱلأَسمَاءُ ٱلحُسنَىٰ فَٱدعُوهُ بِهَا وَذَرُواْ ٱلَّذِينَ يُلحِدُونَ فِي أَسمَٰئِهِۦۚ

Die Bedeutung lautet: Allâh hat Namen, die auf Seine vollkommenen Eigenschafen deuten, so ruft Ihn mit diesen und haltet euch von denjenigen fern, die Seine Namen verfälschen.

Einige Menschen neigen zur Überheblichkeit gegenüber anderen oder haben den Trieb zur Herrschaft über andere oder das Verlangen nach vielen weltlichen Gütern; und dies unter dem Deckmantel des islamischen Aufrufs. Diese Menschen täuschen anderen Menschen vor, Spenden für Waisenkinder, Witwen, Arme und Bedürftige zu sammeln, jedoch geben sie in Wahrheit diese Gelder für sich selbst aus. Sie richten mit diesen Geldern ihre Häuser ein oder verteilen sie an ihre Kinder und Ehefrauen, obwohl sie das Geld für die Waisenkinder, Witwen, für den Ausbau einer Moschee oder die Errichtung eines islamischen Zentrums gesammelt hatten.

Derjenige, der Angst vor der Abrechnung hat – und sich darauf vorbereitet, indem er die Sünden unterlässt und die Pflichten verrichtet – und sich von dem, was nicht der Religion entspricht, fern hält, dieser wird das Paradies bewohnen.

Liebe Muslime, Allâh zeigte uns auf, dass es Triebe gibt, die zum Schlechten auffordern und warnte uns davor, diese zu befolgen. Die meisten Menschen werden von ihren Trieben zum Schlechten aufgefordert; einige von ihnen verschleiern dies mit einem Bart, andere mit sunnitischer Kleidung, wiederum andere mit einem Turban und weitere mit einer Tarîqah der Sûfiyyah. Wer nicht das Pflichtwissen der Religionslehre lernt, wird vom Teufel und seinen menschlichen Helfern getäuscht.

Die Religionslehre beschützt dich, doch dein Vermögen beschützt du, so achte darauf, zuerst das zu erlangen, was dich beschützt, bevor du das erlangst, was du beschützt.

Einige Gelehrte sagten über die Triebe, die zum Übel drängen (an-Nafs al-Ammâratu Bi s-Sû‘), Folgendes:

„Widersprich deinem Trieb (Nafs) und dem Teufel und gehorche ihnen nicht, auch wenn sie dir den Ratschlag bekunden, so traue ihnen nicht!“

Der Hadîth-Gelehrte al-Bayhaqiyy und andere überlieferten, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

رُبَّ مُكْرِمٍ لِنَفْسِهِ وَهُوَ لَها مُهِين اﻫ

Die Bedeutung lautet: Es gibt viele Menschen, die glauben, sie hätten sich selbst Gutes erwiesen, doch in Wahrheit haben sie sich Schlechtes angetan.

Es könnte z. B. geschehen, dass zwei Menschen auf der Straße im Gedränge zusammenstoßen oder einen Autounfall haben, woraufhin der eine von ihnen dem anderen einen Schlag verpasst oder Gott beschimpft und dann glaubt, er hätte sich dadurch Ehre erwiesen, obwohl er sich in Wirklichkeit dadurch nur erniedrigt hat. Dieser hat sich durch sein Verhalten Schaden zukommen lassen, weil er für sein ungerechtes Schlagen im Jenseits harte Bestrafung verdienen wird, und durch seine Beschimpfung von Gott den Unglauben begangen hat, möge Allâh uns davor bewahren.

Gleich, ob in Zeiten von Wohlstand, Leid, Elend, Armut oder Reichtum, lasst uns den Propheten folgen, die in jeder schweren Situation geduldig waren und zu denjenigen, die sie schlecht behandelten, gütig gewesen sind.

Es könnte passieren, dass eine Frau eine Auseinandersetzung mit ihrem Mann hat und sie niemanden hat, der ihr mit gutem Rat zur Seite steht. Meistens ist es so, dass sie von Menschen, die ihr nahe stehen, dazu bewegt wird, ihren Mann zu verlassen. Diese Menschen zerstören ihre Familie, denn anstatt diese Frau zu beratschlagen und zu Geduld und Güte zu leiten, bewegen sie sie dazu, von ihrem Mann die Scheidung zu verlangen.

Es könnte auch geschehen, dass der Mann von seiner Ehefrau schlecht behandelt wird und dass er dann von den Menschen, die ihm nahe stehen, dazu getrieben wird, dies mit Schlechtem und Unterdrückung zu vergelten, anstatt von ihnen versöhnende Worte zu hören.

Wer geplagt ist, soll im Ertragen der Plage geduldig sein und zu demjenigen, der ihn schlecht behandelt hat, gütig sein. Was ist die Ursache dafür, dass viele Menschen ihren Trieben in großem Ausmaß folgen? Was bringt viele Menschen dazu, dass sie andere Menschen zu Unrecht schlagen, beschimpfen und verfluchen? Was treibt sie dazu, andere Menschen zu betrügen und deren Güter zu Unrecht zu konsumieren? Was treibt sie dazu, das Vermögen der Waisen und ihrer Ehepartner zu Unrecht zu konsumieren? Es ist die Liebe zum Weltlichen! Möge Allâh, der Erhabene, uns davor bewahren! Die Liebe zum Weltlichen, deren Ursache die Unwissenheit in der Religion ist, ist der Grund dafür.

Es wurde überliefert, dass der Prophet ^Îsâ (zu Deutsch: Jesus) ﷺ die Gelehrten der Gemeinschaft des Propheten Muhammad ﷺ lobte, indem er sagte:

علماءُ حُكَماءُ كأنَّهُمْ مِنَ الفِقْهِ أَنْبِيَاء اهـ

Die Bedeutung lautet: Sie sind weise Gelehrte, als ob sie durch ihr immenses Wissen in der Rechtswissenschaft Propheten wären.

Er sagte nicht ‚als ob sie durch die Verrichtung der guten Taten Propheten wären, wie z. B. durch das Verrichten von vielen Nachtgebeten‘, sondern er sagte dies in Bezug auf das Wissen in der Rechtswissenschaft.

Es ist unbedingt erforderlich, dass jeder von uns das islamische Wissen lernt, um zu wissen, was für die Person erlaubt und was verboten ist; was man essen und trinken darf und was nicht; was man hören und sehen darf und was nicht; was man von anderen verlangen darf und was nicht; was der Mann von seiner Ehefrau verlangen darf und was nicht; was die Frau von ihrem Ehemann verlangen darf und was nicht.

Dies dazu und ich bitte Allâh für euch und mich um Vergebung!

 

Die zweite Ansprache:

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten Muhammad und für alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Und wisset, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

Allâh, der Erhabene, sagt in Sûraah al-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ اللَّهَ وَمَلائِكَتَهُ يُصَلُّونَ عَلَى النَّبِيِّ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا صَلُّوا عَلَيْهِ وَسَلِّمُوا تَسلِيمًا﴾

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im edlen Qur´ân:

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ * يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)