Die Nacht zum 15. Scha^bân

Lob gebührt Allâh. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Und ich bezeuge, dass Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. Er überbrachte die Botschaft und ermahnte die Gemeinschaft, möge Allâh ihn mehr als alle anderen Propheten belohnen. O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad sowie seinen Âl und seinen Gefährten einen höheren Rang. Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.

Allâh, der Erhabene, sagt in der Sûrah al-Hadjdj, Âyah 77:

﴿يَٰٓأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ ٱرۡكَعُواْ وَٱسۡجُدُواْۤ وَٱعۡبُدُواْ رَبَّكُمۡ وَٱفۡعَلُواْ ٱلۡخَيۡرَ لَعَلَّكُمۡ تُفۡلِحُونَ۩ ٧٧﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Gläubigen, verbeugt euch im Gebet und werft euch darin nieder und führt weitere Taten des Gottesgehorsams aus, auf dass ihr belohnt werdet.

Ibnu Mâdjah überlieferte, dass der geehrte Gefährte ^Aliyy erzählte, dass der Gesandte Gottes sagte:

إذَا كانَتْ ليلَةُ النِّصْفِ مِنْ شَعبانَ فَقُومُوا لَيلَها وصُومُوا نَهارَها

Die Bedeutung lautet: Wenn die 15. Nacht von Scha^bân eintritt, dann verbringt sie mit religiösen Handlungen und fastet den darauffolgenden Tag.

Brüder im Islam, jeder von uns sollte bestrebt sein, die Nacht zum 15. Scha^bân mit religiösen Handlungen zu verbringen und den darauffolgenden Tag zu fasten, auf dass Allâh uns vor dem Höllenfeuer verschont.

Der Muslim erlebt im Laufe des Lebens Zeiten, denen Allâh viele Besonderheiten gegeben hat, sodass derjenige, der die Zeiten nutzt, in großem Maß davon profitiert und derjenige, der sie vernachlässigt, sich viel Gutes entgehen lässt. Zu diesen Zeiten gehört die Qadr-Nacht, der ^Arafah-Tag und der Monat Ramadân und andere Anlässe, die der Gesandte Gottes ﷺ berichtet hat.

Der vollkommene Muslim strebt stets nach Gutem und nutzt anderen, ganz gleich wo er sich befinden sollte, denn er glaubt daran, dass das ewige Leben nicht auf der Welt, sondern im Jenseits sein wird, deswegen eifert er um das Erreichen der besonderen Stätte, über die Allâhu Ta^âlâ gesagt hat:

﴿تِلۡكَ ٱلدَّارُ ٱلۡأٓخِرَةُ نَجۡعَلُهَا لِلَّذِينَ لَا يُرِيدُونَ عُلُوّا فِي ٱلۡأَرۡضِ وَلَا فَسَاداۚ وَٱلۡعَٰقِبَةُ لِلۡمُتَّقِينَ٨٣﴾

Die Bedeutung lautet: Jene Stätte im Jenseits ist für diejenigen bestimmt, die an Allâh und an Seine Gesandten glauben und auf der Erde weder Ungerechtigkeit noch Verderbtheit wollen; das gute Ende gebührt den Gottesfürchtigen.

Der Kluge nutzt die Gelegenheiten, die der Gesandte Gottes ﷺ aufgezeigt hat, wie z. B. das Nutzen der 15. Nacht des Monats Scha^bân und das Fasten des darauffolgenden Tages. Ibnu Mâdjah und andere haben überliefert, dass Abû Mûsâ al-Asch^ariyy erzählte, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

إِنَّ اللهَ لَيَطَّلِعُ في لَيْلَةِ النِّصْفِ مِنْ شَعبانَ فيَغْفِرُ لِجَمِيعِ خَلْقِهِ إِلَّا لِمُشْرِكٍ أَوْ مُشَاحِنٍ

Die Bedeutung lautet: In der Nacht zum 15. von Scha^bân ist Allâh besonders gnädig zu Seinen Geschöpfen, sodass Er allen Seinen Dienern vergibt, außer den Nichtgläubigen und denjenigen, in deren Herzen sich Streitigkeiten gegenüber den anderen Gläubigen befinden.

Dies bedeutet, dass der seit langer Zeit bestehende Brauch der Muslime, sich in der Nacht zum 15. Scha^bân zu treffen, damit sie gemeinsam Gutes tun und religiöse Handlungen verrichten, nicht den religiösen Regeln widerspricht.

Einige Menschen jedoch haben eine Gewohnheit, die sie unterlassen sollten, nämlich kommen sie in der Nacht zum 15. Scha^bân zusammen und sprechen ein Bittgebet, das sie mal den Propheten und mal den Gefährten und mal den Nachfolgern der Gefährten (at-Tâbi^ûn) zuschreiben, obwohl der Hadîth-Gelehrte al-Bayhaqiyy in seinem Werk über die Vorherbestimmung darauf hingewiesen hat, dass es keinen Beweis gibt, dass irgendeine der genannten Personen es gesagt hätte. Ihr Bittgebet lautet: O Allâh, wenn Du für mich die Unglückseligkeit, Vorenthaltung, Verbannung oder Knappheit in der Versorgung vorherbestimmt hast, so lösche aus Gnade zu mir das, was Du für mich an Unglauben, Verbannung und Knappheit vorherbestimmt hast und bestimme die Glückseligkeit für mich. Derjenige, der glaubt, dass die Vorherbestimmung sich verändern würde, widerspricht dem edlen Qur´ân und gehört nicht zu den Muslimen. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah Qâf, Âyah 29:

﴿مَا يُبَدَّلُ ٱلۡقَوۡلُ لَدَيَّ﴾

Die Bedeutung lautet: Die Bestimmung Gottes ändert sich nicht.

Ein weiterer Beweis ist ein von Muslim überlieferter Hadîth, in dem der Gesandte Gottes ﷺ sagte, dass Allâhu Ta^âlâ zu ihm sagte:

يَا محمدُ إِنِّي إِذَا قَضَيْتُ قَضَاءً فَإِنَّهُ لَا يُرَدُّ

Die Bedeutung lautet: Allâh sagt: O Muhammad, was Ich vorherbestimmt habe, wird nicht verändert.

Wenn die Bestimmung Gottes für jemanden verändert werden würde, dann für den Gesandten Gottes ﷺ, jedoch wurde von Ibnu Abî Hâtim überliefert, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

سَأَلْتُ رَبِّي أَرْبَعًا فأَعْطَانِي ثَلاثًا وَمَنَعَنِي واحِدَةً، سألتُهُ أَنْ لَا يُكْفِرَ أُمَّتِي جُمْلَةً فَأَعْطَانِيهَا، وسألتُه أنْ لا يُهْلِكَهُم بِما أهلَكَ به الأُمَمَ قبْلَهم فأَعطانِيها، وسألتُه أنْ لا يُظْهِرَ عليهم عَدُوًّا مِنْ غَيْرِهِمْ فَيَسْتَأْصِلَهُمْ فَأَعْطَانِيهَا، وسألتُه أَنْ لَا يَجْعَلَ بَأْسَهُمْ بَيْنَهُمْ فَمَنَعَنِيها

Die Bedeutung lautet: Ich habe Allâh um vier Angelegenheiten gebeten, aber Er hat mir drei Angelegenheiten gewährt und eine verwehrt: Ich habe Ihn darum gebeten, dass meine gesamte Gemeinschaft nicht gleichzeitig ungläubig wird und Er hat es mir gewährt; ich habe Ihn darum gebeten, dass meine Gemeinschaft nicht von etwas vernichtet wird, was eine der vorherigen Gemeinschaften vernichtet hat, und Er hat es mir gewährt; ich habe Ihn darum gebeten, keinem Feind der Gemeinschaft die Fähigkeit zu geben, die Gemeinschaft zu vernichten und Er hat es mir gewährt; und ich habe Ihn darum gebeten, dass die Muslime nicht gegeneinander kämpfen, aber das hat Er mir verwehrt.

Aber wer mit dem erwähnten Bittgebet versteht „O Allâh, sollte ich für eine bestimmte Zeit in einem schlechten Zustand sein oder für eine bestimmte Zeit arm sein, dann bitte ich Dich, meinen Zustand zu bessern und meine Armut zu beenden“, dann schadet er sich nicht, jedoch ist es in unserer Zeit besser, den erwähnten Wortlaut nicht zu sagen, weil viele Menschen ihn nicht so verstehen würden, wie gerade erläutert.

Der Muslim sollte diese Gelegenheit nutzen, damit er die Belohnung und Vergebung erlangt, somit sollte er diese Nacht mit dem Gottesgehorsam verbringen und am darauffolgenden Tag fasten, anstatt sich seinen Gelüsten und dem unnötigen Schlaf zu widmen. Sollte jemand nach dem ‚Löschen‘ und dem ‚Bestätigen‘, welche aus der 39. Âyah der Sûrah ar-Ra^d hervorgehen, fragen, so lautet die Antwort: Dies bedeutet, dass Allâh vom Qur´ân und den Gesetzgebungen das löscht und vom Qur´ân und den Gesetzgebungen das bestätigt, d. h. nicht löscht, was Er will; wie Imâm asch-Schâfi^iyy es gesagt hat.

Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah Ghâfîr, Âyah 60 ﴿ٱدۡعُونِيٓ أَسۡتَجِبۡ لَكُمۡ﴾ und in der Âyah 29 aus der Sûrah ar-Rahmân ﴿كُلَّ يَوۡمٍ هُوَ فِي شَأۡن ٢٩﴾. Al-Mâturîdiyy sagte, dass die erste Âyah bedeutet „Betet Mich (Gott) an und Ich werde euch belohnen.“ As-Suyûtiyy überlieferte, dass die zweite Âyah bedeutet, dass Allâh die Zustände der Geschöpfe verändert, sodass Er jemanden von Kummer befreit, jemandem das Bittgebet erfüllt, jemanden gewinnen und jemanden verlieren lässt. Somit liegt die Veränderung in den Geschöpfen – der Wille Gottes verändert sich nicht!

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

Die zweite Ansprache:

Lob gebührt Allâh. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. As-Salâtu was-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad sowie für alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)