Die große Pflicht, az-Zakâh

Lob gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Derjenige, Der keine Gestalt, keine Form und keine Glieder hat. Derjenige, Der kein Körper ist und keine Maße hat. Derjenige, Der ohne Ort existiert. Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. As-Salâtu was-Salâmu für dich, o Gesandter von Allâh, und für alle anderen Propheten. Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.

Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-Bayyinah, Âyah 5:

﴿وَمَا أُمِرُوا إِلَّا لِيَعْبُدُوا اللَّهَ مُخْلِصِينَ لَهُ الدِّينَ حُنَفَاءَ وَيُقِيمُوا الصَّلَاةَ وَيُؤْتُوا الزَّكَاةَ وَذَلِكَ دِينُ الْقَيِّمَةِ (5)﴾

Die Bedeutung lautet: Ihnen wurde nichts befohlen, außer einzig und allein Allâh aufrichtig anzubeten, ohne Schirk und ohne Heuchelei, an alle Propheten zu glauben, das Gebet zu verrichten und die Pflichtabgabe (az-Zakâh) zu entrichten; und das ist die Religion der Aufrechten.

Von Amîri l-Mu‘minîn ^umar Ibn al-Khattâb wird überliefert, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

الإسلامُ أَنْ تَشْهَدَ أن لا إله إلا اللهُ وأن محمدًا رسولُ وتُقِيمَ الصَّلاةَ وَتُؤْتِيَ الزكاةَ[1]

Die Bedeutung lautet: Der Islam ruft dazu auf, dass du bezeugst, dass es keinen Gott außer Allâh gibt und dass Muhammad der Gesandte Gottes ist, und dass du die Pflichtgebete verrichtest und die Pflichtabgabe entrichtest.

Die Pflichtabgabe (Zakâh) ist eine hohe Pflicht und eine großartige  Tat. Der Muslim, der sie mit aufrichtiger Absicht entrichtet, wird von Allâh, dem Schöpfer und Eigentümer aller Geschöpfe, reichlich belohnt werden; wahrlich, Allâh ist der Eigentümer von uns und von dem, was Er uns gegeben hat, somit müssen wir Seine Befehle ausführen und unseren Besitz so nutzen, wie Allâh akzeptiert, indem wir uns an Seine Gesetze halten, denn Gott ist Derjenige, der uns die Gaben beschert und die Macht hat, diese von uns zu nehmen. Außerdem ist die Entrichtung der Pflichtabgabe (Zakâh) ein Grund für Segen im Vermögen.

Allâh sagt in der Âyah 39 der Sûrah Saba‘:

﴿وَمَآ أَنفَقۡتُم مِّن شَيۡء فَهُوَ يُخۡلِفُهُۥۖ وَهُوَ خَيۡرُ ٱلرَّٰزِقِينَ ٣٩﴾

Die Bedeutung lautet: Und was immer ihr spendet, Er (Allâh) wird es ersetzen; und Er ist der vollkommene Versorger.

Wem Allâh Segen beschert, dem wird Gutes zuteilwerden und wer die Pflichtabgabe (Zakâh) vernachlässigt, den können Plagen dermaßen heimsuchen, dass er sein gesamtes Vermögen verliert, weil er die Pflichtabgabe (Zakâh) vernachlässigt hat. Wohl demjenigen, den Allâh zum Guten leitet.

Allâh sagt in der Âyah 272 der Sûrah al-Baqarah:

﴿وَمَا تُنفِقُواْ مِنۡ خَيۡر فَلِأَنفُسِكُمۡۚ وَمَا تُنفِقُونَ إِلَّا  ٱبۡتِغَآءَ وَجۡهِ ٱللَّهِۚ وَمَا تُنفِقُواْ مِنۡ خَيۡر يُوَفَّ إِلَيۡكُمۡ وَأَنتُمۡ لَا تُظۡلَمُونَ ٢٧٢﴾

Die Bedeutung lautet: Was immer ihr an Gutem spendet, das ist für euch selbst, und ihr (sollt) spenden mit der Absicht Belohnung von Allâh zu erhalten. Und ihr werdet für das, was immer ihr an Gutem spendet, entlohnt werden, und es soll euch kein Unrecht geschehen.

Demnach sollte sich niemanden durch Geld in Versuchung führen lassen oder von der Habgier zur Unterlassung des Spendens für Allâh verleitet werden. Denn wahrlich, der Geizige lebt ein Leben wie die Armen, jedoch wird er gemäß dem Reichtum der Reichen zur Rechenschaft gezogen werden. Al-Bukhâriyy berichtet über Khawla al-Ansariyyah, dass er sagte: „Ich hörte den Gesandten Gottes ﷺ sagen:

إِنَّ رِجَالًا يَتَخَوَّضُونَ في مَالِ اللهِ بِغَيْرِ حَقٍّ فَلَهُمُ النَّارُ يَوْمَ القِيَامَةِ.

Die Bedeutung lautet: Wahrlich, es gibt Menschen, die mit dem von Gott bescherten Vermögen so umgehen, wie es ihnen nicht zusteht; deswegen werden sie im Jenseits mit dem Feuer bestraft werden.

Es ist für denjenigen, der zur Pflichtabgabe (Zakâh) verpflichtet ist, erforderlich, die Regeln der Pflichtabgabe (Zâkah), auf die er angewiesen ist, zu lernen. Denn viele Menschen entrichten Geld als Pflichtabgabe (Zakâh) ohne Gültigkeit, weil sie die dazugehörigen Gesetze nicht gelernt haben. Sie handeln ohne diese Gesetze zu berücksichtigen und entrichten etwas, was nicht als Pflichtabgabe zählt oder an jemanden, dem die Pflichtabgabe nicht zusteht.

Diese Ansprache reicht nicht aus, um alle Regeln der Pflichtabgabe zu erläutern. Deshalb raten wir, denjenigen, die zur Pflichtabgabe verpflichtet sind, die entsprechenden Gesetzesregelungen von vertrauenswürdigen Lehrern, die über das entsprechende Wissen verfügen, zu lernen, damit sie die Pflichtabgabe (Zakâh) auf die richtige Art und Weise entrichten. Es ist trotzdem wichtig, auf einige, wichtige Punkte aufmerksam zu machen:

Der erste Punkt: Für die Verpflichtung zur Pflichtabgabe für z. B. Handelsvermögen, Gold oder Silber ist das Verstreichen eines Jahres unbedingt notwendig, nicht aber für z. B. landwirtschaftliche Erträge, die in guten Zeiten als Grundnahrungsmittel dienen, Datteln oder Rosinen. Allâh, der Erhabene, in der Sûrah al-An^âm, Âyah 141 sagt:

﴿وَءَاتُواْ حَقَّهُۥ يَوۡمَ حَصَادِهِ﴾[2].

Die Bedeutung lautet: … Entrichtet davon am Tage der Ernte seinen Anteil.

Wer nach Ablauf eines Jahres zum Entrichten der Pflichtabgabe verpflichtet ist und sie ohne entschuldbaren Grund nicht entrichtet, sündigt. Es ist verboten, die Pflichtabgabe (Zakâh) ohne entschuldbaren Grund über die Frist hinaus aufzuschieben. Die vorzeitige Entrichtung der Zakâh, d. h. vor Ablauf eines Jahres, ist unter den von den Rechtsgelehrten genannten Bedingungen erlaubt.

Der zweite Punkt: Manchmal kommt es vor, dass eine verschuldete Person sagt: „Ich werde das Geld, das mir jene Person schuldet, als Pflichtabgabe zählen.“ Dies ist nicht gültig, da er zu dem Zeitpunkt, als er ihm das Geld gab, nicht die Absicht hatte, die Pflichtabgabe (Zakâh) zu entrichten, sondern z. B. ein Darlehen geben wollte. Damit die Pflichtabgabe (Zakâh) gültig ist, muss die entsprechende Absicht im Herzen gefasst werden, sei es unmittelbar bei der Entrichtung oder beim Trennen der Menge, die für die Pflichtabgabe (Zakâh) bestimmt ist, vom Rest des Vermögens.

Der dritte Punkt ist, dass es eine Pflicht ist, den berechtigten Personen genau die Pflichtabgabe, die entrichtet wurde, auszuhändigen. Daraus folgt, dass es verboten ist, die Zakâh-Gelder bei Banken einzuzahlen, sodass später nicht erkennbar ist, ob die berechtige Person, die Pflichtabgabe oder anderes Geld erhalten hat. Daher soll derjenige, der die Pflichtabgabe (Zakâh) entrichten muss, darauf achten, wem sie aushändigt, denn die Pflichtabgabe (Zakâh) steht nur den im Qur´ân aufgezählten Personengruppen zu. Allâh, der Erhabene, sagt in der Sûrah at-Tawbah, Âyah 60:

﴿إِنَّمَا ٱلصَّدَقَٰتُ لِلۡفُقَرَآءِ وَٱلۡمَسَٰكِينِ وَٱلۡعَٰمِلِينَ عَلَيۡهَا وَٱلۡمُؤَلَّفَةِ قُلُوبُهُمۡ وَفِي ٱلرِّقَابِ وَٱلۡغَٰرِمِينَ وَفِي سَبِيلِ ٱللَّهِ وَٱبۡنِ ٱلسَّبِيلِۖ فَرِيضَة مِّنَ ٱللَّهِۗ وَٱللَّهُ عَلِيمٌ حَكِيم ٦٠﴾

Die Bedeutung lautet: Wahrlich, ein Anrecht auf die Pflichtabgabe haben nur die Armen, die Bedürftigen, diejenigen, die mit der Pflichtabgabe beauftragt sind, die Mu´allafatu Qulûbuhum, fir-Riqâb, die Verschuldeten, die nicht in der Lage sind ihre Schulden zu begleichen; fî Sabîli l-Lâh und die Reisenden, die nicht genug besitzen, um ihre Reiseziel zu erreichen. Allâh hat diese Pflicht auferlegt und Allâh ist allwissend.

Der Teil der Âyah (wafî Sabîli l-Lâh) bedeutet nicht „für jede wohltätige Tat“, wie manche behaupten. Die Verbindung mit dem Konjunktionsbuchstaben „wâw“, wie er im Arabischen bekannt ist, deutet auf das Gegenteil hin. Das bedeutet, dass diese Kategorie sich von den anderen Kategorien, mit denen sie verbunden ist, unterscheidet, wie wenn man sagt: „Zayd wa ^amr kamen“, also unterscheidet sich Zayd von ^amr, und die Aussage, dass (wafî Sabîli l-Lâh), jede andere wohltätige Tat einschließt, ist das Gegenteil von dem, was durch die Konjunktion mit dem wâw gefordert wird, denn wenn das gemeint wäre, wäre es nicht nötig, den Rest der Kategorien zu erwähnen, und es wäre ausreichend, (wafî Sabîli l-Lâh) zu erwähnen.

So raten wir denen, die zur Pflichtabgabe verpflichtet sind, die entsprechenden Gesetzesregelungen bei vertrauenswürdigen Personen, die über das entsprechende Wissen verfügen, anzueignen, damit ihre Pflichtabgabe (Zakâh) gültig ist.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

Die zweite Ansprache

Lob gebührt Allâh, dem über die Eigenschaften der Geschöpfe Erhabenen. Es gibt keinen Gott außer Allâh. Ihn einzig und allein beten wir aufrichtig an und wie gesellen Ihm keinen Teilhaber bei.

Lob gebührt Allâh, dem Schöpfer des Universums. As-Salâtu und as-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad und alle anderen Gesandten und Propheten. Möge die Liebe Gottes den Ehefrauen des Propheten ﷺ, sowie den muslimischen Verwandten des Propheten, den rechtschaffenen Kalifen Abû Bakr, ^Umar, ^Uthmân und ^Aliyy, den rechtgeleiteten Gelehrten Abû Hanîfah, Mâlik, asch-Schâfi^iyy und Ahhmad und den Heiligen (Awliyâ´) zuteil werden.

Sodann Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Und wisse, dass die Gültigkeit des Fastens nicht an die Gültigkeit des Gebets geknüpft ist. Das Gebet ist eine Pflicht, und das Fasten ist eine andere Pflicht. Diejenigen, die jenen sagen: „Wenn du nicht betest, warum fastest du dann?“ Diejenigen, die so etwas verbreiten, wie z. B. ihre Aussage: „Der Fastende, der nicht betet, ist wie der Hirte ohne Stab“. Diese Leute sorgen dafür, dass die Menschen sich vom Gottesgehorsam weiter entfernen.

Viele Menschen sind zu faul, das Gebet zu verrichten, gleich wie leicht es ihnen auch ist. Wenn man ihnen sagen würde: „Wenn du nicht betest, nutzt dir dein Fasten nichts“, dann würden sie aufhören zu fasten und sagen: „Mein Fasten wird sowieso nicht belohnt, warum soll ich mich also anstrengen?“ Wir sagen, zwei Sünden sind schwerwiegender als eine Sünde. Diese Leute behaupten, die Menschen zur Religion zu rufen, aber sie schaden anderen und sich selbst. Diese Behauptung ist nichts Gutes und gehört zu den Zuflüsterungen des Teufels.

Und wisst, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

Allâh, der Erhabene, sagt in Sûratu l-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ اللَّهَ وَمَلَائِكَتَهُ يُصَلُّونَ عَلَى النَّبِيِّ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا صَلُّوا عَلَيْهِ وَسَلِّمُوا تَسلِيمًا﴾

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ * يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)

Überliefert von Muslim im Buch ‚al-Îmân‘ im Kapitel ‚Wissen über Îmân, Islam, Vorherbestimmung und Zeichnen des Tages des Jüngsten Gerichts‘.

Die Sûrah al-An^âm, Âyah 141.