Die Auswanderung des Propheten

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Derjenige, Der keine Gestalt, keine Form und keine Glieder hat. Derjenige, Der kein Körper ist und keine Maße hat. Derjenige, Der ohne Ort existiert. Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. As-Salâtu und as-Salâmu für dich, o Gesandter von Allâh, und alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit und ich rufe euch dazu auf, den Weg des Gesandten zu befolgen.

Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah at-Tawbah Âyah 40:

﴿إِلَّا تَنصُرُوهُ فَقَد نَصَرَهُ ٱللَّهُ إِذ أَخرَجَهُ ٱلَّذِينَ كَفَرُواْ ثَانِيَ ٱثنَينِ إِذ هُمَا فِي ٱلغَارِ إِذ يَقُولُ لِصَٰحِبِهِۦ لَا تَحزَن إِنَّ ٱللَّهَ مَعَنَا فَأَنزَلَ ٱللَّهُ سَكِينَتَهُۥ عَلَيهِ وَأَيَّدَهُۥ بِجُنُود لَّم تَرَوهَا وَجَعَلَ كَلِمَةَ ٱلَّذِينَ كَفَرُواْ ٱلسُّفلَىٰ وَكَلِمَةُ ٱللَّهِ هِيَ ٱلعُليَا وَٱللَّهُ عَزِيزٌ حَكِيمٌ ٤٠﴾

Die Bedeutung lautet: Wenn ihr ihm (dem Propheten Muhammad) nicht helft, so wird ihm Allâh helfen. Derjenige, Der ihm damals half, als die Ungerechten ihn (aus Makkah) herausführten, während sie (der Prophet und sein Gefährte) zu zweit in der Höhle waren und er (der Prophet Muhammad) zu seinem Gefährten sagte ‚Hab keine Furcht, Allâh beschützt uns‘. Allâh gab ihm (dem Gefährten Abû Bakr) die innere Ruhe und ließ ihn (den Propheten Muhammad) wissen, dass ihre Verfolger sie nicht erreichen werden und schützte ihn mit Engeln, die ihr nicht seht, und schwächte den Aufruf gegen den islamischen Glauben und stärkte den Aufruf zum Islam. Gewiss, Allâh ist al-^Azîz und al-Hakîm.

Verehrte Brüder, wir werden heute über etwas Wichtiges sprechen, nämlich über einen Teil der Biographie unseres geehrten Propheten Muhammad ﷺ. Genauer gesagt, werden wir über seine Auswanderung sprechen, denn gewiss birgt diese viele nutzvolle Lehren für uns. Verehrte Brüder, Allâh wählte den Propheten Muhammad ﷺ und befahl ihm, die islamische Religion zu verkünden und die Menschen zu warnen. So rief er – wie alle anderen Propheten – dazu auf, einzig und allein Gott anzubeten und Ihm keinen Teilhaber beizugesellen. Er rief zur Güte, Gerechtigkeit und zum Aneignen nobler Charaktereigenschaften auf. So sagte er in einem Hadîth, den Imâm al-Bayhaqiyy überlieferte:

إِنَّمَا بُعِثْتُ لِأُتَّمِمَ مَكَارِمَ الأَخْلَاق

Die Bedeutung lautet: „Ich wurde gesandt, um den vorzüglichen Charakter zu vervollkommnen.“

Verehrte Brüder, unser Prophet ﷺ stieß während seines Aufrufs auf viele große Erschwernisse. Er rief die Menschen offenkundig zum richtigen Glauben an Gott auf und sagte zu ihnen in den Zeiten, in denen sie sich versammelten:

أيُّها الناسُ قُولُوا لا إلَهَ إِلا اللهُ تُفْلِحُوا

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, sagt ‚Es gibt keinen Gott außer Allâh‘ und ihr werdet gerettet sein! Trotz des Schadens und des Leids, der ihm durch sein Volk zugefügt wurde, rief er sie mit Standhaftigkeit und Geduld zur islamischen Religion auf. Sie warfen die Fruchtblase eines Kamels auf seinen Rücken und trotzdem unterließ er nicht den Aufruf zum Islam. Er wurde sogar mit Steinen beworfen; auch dies hielt ihn nicht davon ab, die islamische Religion zu verkünden. Man bot ihm Vermögen und eine hohe Position an. Er wurde sogar seines Lebens bedroht. Doch all dies hielt ihn nicht von seinem Aufruf ab. Seine Feinde sagten zu seinem Onkel: „Was möchte dein Neffe? Wenn es Herrschaft ist, welches er möchte, so geben wir ihm diese und treffen keine Entscheidung, ohne ihn vorher gefragt zu haben. Wenn es Vermögen ist, welches er möchte, so sammeln wir jenes für ihn, sodass er der Reichste unter uns wird. Wenn sein Wunsch Macht ist, so lassen wir ihn den Mächtigsten unter uns sein.“

Die darauf gegebene Antwort des Propheten ﷺ ist weit und breit bekannt. Er sagte:

واللهِ يا عَمّ لو وَضَعُوا الشمسَ بِيَمِيني والقمرَ بِشِمالِي مَا تَرَكْتُ هذَا الأَمْرَ حَتَّى يُظْهِرَهُ اللهُ أَوْ أَهْلِكَ دُونَه اهـ

Die Bedeutung lautet: Bei Allâh, mein Onkel, auch wenn sie mir die Sonne auf die rechte Hand und den Mond auf die linke Hand legen würden, würde ich von meinem Aufruf nicht ablassen.

Verehrte Brüder, der Gesandte Gottes ﷺ blieb gegenüber den Figurenanbetern sehr standhaft. So einigten sie sich darauf, den Propheten Muhammad ﷺ zu töten und wählten aus jedem Stamm einen kräftigen Mann und planten, ihn mit einem gemeinsamen Schlag zu töten. So könne man den Mord nicht lediglich einem Stamm zuschreiben und der Stamm des Propheten Muhammad ﷺ wäre nicht in der Lage, sie alle zu bekämpfen. So kam der Engel Djibrîl zum Gesandten Gottes ﷺ, berichtete ihm von deren Plan und sagte ihm, nicht an seinem gewöhnlichen Schlafplatz zu übernachten. Daraufhin rief der Prophet ﷺ den Gefährten ^Aliyy ibn Abî Tâlib und befahl ihm, an seinem Schlafplatz zu übernachten und sich mit seinem grünen Umhang zu bedecken. Außerdem forderte er ihn auf, die Güter, die dem Propheten ﷺ anvertraut waren, ihren Eigentürmern zurückzugeben. Dieser führte das Befohlene aus. Der Prophet Muhammad ﷺ verließ sein Haus, vertrauend auf Allâh, während die Ungerechten schon vor seiner Tür standen, und rezitierte dabei die ersten neun Âyât aus der Sûrah Yâsîn. Zudem streute er Erde, die sich in seiner Hand befand, über ihre Köpfe. Sie aber konnten das alles nicht sehen, denn Allâh, der Erhabene, schützte ihn vor deren Blicken.

Der Gesandte Gottes ﷺ wählte Abû Bakr als Weggefährten aus. Abû Bakr lief mal vor ihm und mal hinter ihm. Als der Gesandte Gottes ﷺ nach dem Grund fragte, sagte er: O Gesandter Gottes, mir fällt ein, dass du verfolgt werden könntest, so laufe ich hinter dir; und dann fällt mir ein, dass du von vorne angegriffen werden könntest, so laufe ich vor dir. Bei Allâh, mir ist es lieber, dass mir geschadet wird als dir. Als sie an der Höhle ankamen, sagte Abû Bakr sinngemäß: Bei Allâh, betrete sie nicht, bis ich zuerst darin war, damit, wenn sich etwas Schädliches darin befindet, es mich trifft und nicht dich.

Er ging hinein und fand nichts vor, erst dann betrat der Prophet ﷺ die Höhle. In dem Werk Dalâ’ilu n-Nubuwwah wird überliefert, dass sich in der Höhle ein Loch befand und Abû Bakr fürchtete, dass aus diesem etwas herauskommen und dem Propheten ﷺ schaden könnte. Dann stellte sich Abû Bakr auf dieses Loch und eine Schlage biss ihn so schmerzhaft in den Fuß, dass seine Tränen flossen, dennoch nahm er seinen Fuß nicht weg. Als die Männer des Stammes Quraysch an der Höhle ankamen, sagte Abû Bakr: O Gesandter Gottes, falls einer von ihnen zu seinen Füßen herunterblicken würde, so würde er uns entdecken. Der Gesandte Gottesﷺ sagte zu ihm:

يَا أَبَا بَكْرٍ مَا ظَنُّكَ بِاثْنَيْنِ اللهُ ثَالِثُهُمَا اهـ

Die Bedeutung lautet: O Abû Bakr, was sagst du über Zwei, deren Beschützer Allâh ist?!

Dieser Hadîth bedeutet nicht, dass Allâh sich mit ihnen in der Höhle befunden hätte. Er bedeutet, dass Allâh über sie wissend ist, sie beschützt und ihnen hilft.

Der Imâm al-Bayhaqiyy überlieferte in seinem Werk „Dalâ´il an-Nubuwwah“ Folgendes:

In der Nacht der Auswanderung befahl Allâh einem Baum zu wachsen, so wuchs er vor dem Propheten ﷺ und verdeckte ihn; und Allâh befahl einer Spinne, den Eingang mit einem Spinnennetz zu verschließen und zwei wilden Tauben vor dem Eingang der Höhle zu bleiben.

Als die Verfolger des Propheten ﷺ sich mit ihren Stöcken und Schwertern dem Eingang der Höhle näherten, schaute einer von ihnen hinein und sah das Spinnennetz und die beiden Tauben. Er kehrte zu seinen Leuten zurück und sie fragten ihn: Warum hast du nicht in der Höhle nachgeschaut? Er sagte: Ich sah im Eingang der Höhle zwei Tauben und habe dadurch erkannt, dass sich niemand darin befindet.

Als die Suche nach dem Gesandten Gottes ﷺ nachließ, setzte der Prophet ﷺ seine Auswanderung nach al-Madînah al-Munawwarah fort und kam dort an einem Montag des Monats Rabî^u l-´awwal unversehrt an. Die Medinenser haben ihn tatkräftig unterstützt und den Aufruf mit ihrer Kraft und ihrem Vermögen gestärkt, sodass sich der Islam in Ost und West verbreitet hat. Möge Allâh sie reichlich belohnen.

Verehrte Brüder, Allâh schützte seinen besten Propheten ﷺ mittels eines Spinnennetzes. Erhaben ist Allâh, Der das tut, was Er will.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

 

Die zweite Ansprache:

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten Muhammad und für alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Verehrte Brüder, die Auswanderung war keine Flucht und sie geschah nicht aus Feigheit oder der Scheu, das Wahre als wahr und das Falsche als falsch zu verkünden. Die Auswanderung geschah gewiss auf Befehl Gottes. Die Feigheit ist jedoch in Bezug auf die Propheten unmöglich; die Propheten sind nämlich die mutigsten Geschöpfe. Der Prophet Muhammad wanderte von Makkah nach al-Madînah aus, nachdem er dort dreizehn Jahre lang dazu aufrief, einzig und allein Gott anzubeten und ihm keinen Teilhaber beizugesellen. Trotz aller Erschwernisse und Gefahren rief er die Menschen mit Geduld auf, indem er auf Allâh vertraute. Somit ist es unbedingt notwendig, dass wir hieraus Lehren ziehen und lernen, auf der Wahrheit standhaft zu bleiben und von dieser niemals abzulassen, wie sehr sich die Zustände und Begebenheiten auch ändern mögen.

Und wisset, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

Allâh, der Erhabene, sagt in Sûratu l-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ ٱللَّهَ وَمَلَٰئِكَتَهُۥ يُصَلُّونَ عَلَى ٱلنَّبِيِّ يَٰأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ صَلُّواْ عَلَيهِ وَسَلِّمُواْ تَسلِيمًا ٥٦﴾

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

﴿يَٰأَيُّهَا ٱلنَّاسُ ٱتَّقُواْ رَبَّكُم إِنَّ زَلزَلَةَ ٱلسَّاعَةِ شَيءٌ عَظِيم ١ يَومَ تَرَونَهَا تَذهَلُ كُلُّ مُرضِعَةٍ عَمَّا أَرضَعَت وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَملٍ حَملَهَا وَتَرَى ٱلنَّاسَ سُكَٰرَىٰ وَمَا هُم بِسُكَٰرَىٰ وَلَٰكِنَّ عَذَابَ ٱللَّهِ شَدِيد ٢﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)