Der erste Khalîfah unserer Gemeinschaft Abû Bakr as-Siddîq – Möge die Liebe Gottes ihm zuteilwerden

Lob gebührt Allâh, dem Schöpfer des Universums. Er hat uns erschaffen und befahl uns, Ihn anzubeten und Ihm gegenüber gehorsam zu sein. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, Er ist einzig und hat keinen Teilhaber. Und ich bezeuge, dass unser geehrter Prophet Muhammad der Diener, der Gesandte und das beste Geschöpf Gottes ist. Allâh sandte ihn als Gnade für die Menschen und Djinn. As-Salâtu was-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad sowie für seine gläubigen Angehörigen, rechtschaffenen Gefährten und diejenigen, die ihnen vollkommen folgen.

Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit und ich rufe euch auf, die Lehren unseres geehrten Propheten standhaft zu befolgen.

Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-´Ahzâb, Âyah 23:

﴿مِّنَ ٱلمُؤمِنِينَ رِجَال صَدَقُواْ مَا عَٰهَدُواْ ٱللَّهَ عَلَيهِ فَمِنهُم مَّن قَضَىٰ نَحبَهُۥ وَمِنهُم مَّن يَنتَظِرُ وَمَا بَدَّلُواْ تَبدِيلا ٢٣﴾

Die Bedeutung lautet: Unter den Gläubigen gibt es Männer, die das eingehalten haben, was sie Allâh gelobt haben. Einige von ihnen haben das Ende ihres Gelübdes erreicht und andere von ihnen warten darauf. Niemand von ihnen hat sein Gelübde verändert.

Diener Gottes, wisst, dass die rechtgeleiteten Kalifen zu den Gelehrten gehören, welche die Erben der Propheten sind. Die besten Kalifen sind diese vier: Abû Bakr, ^Umar, ^Uthmân und ^Aliyy, möge die Liebe Gottes ihnen zuteilwerden. Die Gesamtzeit ihres Kalifats dauerte etwa 30 Jahre an. Unsere heutige Ansprache handelt über Abû Bakr as-Siddîq, den Ersten der rechtgeleiteten Kalifen und besten Menschen in dieser Gemeinschaft nach unserem Propheten Muhammad ﷺ   .

Sein Name ist ^Abdu l-Lâh Ibn ^Uthmân und er ist vom Stamm der Quraysch. Er wurde drei Jahre nach dem Jahr des Elefanten geboren und war in der Zeit der Djâhiliyyah ein beliebter Anführer der Quraysch. Er hatte eine helle Hautfarbe, schmale Schultern, ein schmales Gesicht und eine hervorstehende Stirn. Des Weiteren war er der Großzügigste der Gefährten.

Als der Gesandte Gottes begann, zum Islam aufzurufen, war Abû Bakr der Erste unter den Männern, der den Islam annahm. Damals war er 37 Jahre alt und lebte danach weitere 26 Jahre als Muslim. Mehrere Menschen haben aufgrund der Liebe und Zuneigung, die sie für Abû Bakr empfanden, den Islam angenommen. Er war der Grund für den Eintritt seiner Eltern in den Islam und für 5 von den 10, die die Botschaft für den Eintritt in das Paradies erhielten. Zu diesen fünf gehören: az-Zubayr, ^Uthmân, ^Abdu r-Rahmân Ibn ^Awf und Talhah – möge die Liebe Gottes ihnen zuteilwerden. Sowohl er als auch seine Eltern, seine Kinder und Enkel gehörten zu den Gefährten.

Er ist der erste Khalîfah im Islam und der Erste im Islam, der die Pilgerfahrt als Emir (Amîr) durchgeführt hat, denn nachdem der Gesandte Gottes im Jahr 8 nach der Auswanderung die edle Stadt Makkah einnahm, befahl er Abû Bakr im Jahr 9, die Pilgerfahrt als Emir mit den Menschen durchzuführen.

Abû Bakr as-Siddîq wanderte mit dem Gesandten Gottes aus und schützte ihn mit seinem Leben. Ibn al-´Athîr berichtete im Werk Usdu l-Ghâbah, dass Ibn ^Umar erzählte, dass der Gesandte Gottes zu Abû Bakr sagte:

أَنْتَ أَخِي وَصَاحِبِي فِي الغَار اهـ

Die Bedeutung lautet: Du bist mein Bruder und du warst mein Gefährte in der Höhle.

Abû Bakr hatte bereits vor der Auswanderung des Propheten den Gesandten um Erlaubnis gebeten, auszuwandern, jedoch sagte der Gesandte Gottes zu ihm:

لا تَعْجَلْ لَعَلَّ اللهَ يَجْعَلُ لَكَ صَاحِبًا

Die Bedeutung lautet: Eile nicht, vielleicht beschert Allâh dir einen Reisegefährten.

Als die Zeit der Auswanderung unseres Propheten kam, ging der Gesandte Gottes zu Abû Bakr, als dieser schlief. Er weckte ihn und sagte zu ihm:

قَدْ أُذِنَ لي فِي الخُرُوجِ

Die Bedeutung lautet: Mir wurde erlaubt auszuwandern.

Ibn al-´Athîr berichtete im Werk Usdu l-Ghâbah, dass ^´ischah, möge die Liebe Gottes ihr zuteilwerden, sagte: Alsdann sah ich Abû Bakr aus Freude weinen.

 

Was die Schlachten betrifft, so hat er die Schlachten von Badr, Uhud, al-Khandaq, al-Hudabiyah und alle anderen Schlachten mit dem Gesandten Gottes ﷺ . miterlebt. Am Tag von Tabûk ließ der Gesandte Gottes ihn die große Fahne tragen. In den Schlachten von Uhud und Hunayn, als die Krieger flohen, gehörte er zu denjenigen, die standhaft beim Gesandten Gottes geblieben waren. Die Biographen sind sich einig, dass Abû Bakr dem Gesandten Gottes ﷺ   in allen Schlachten, die er erlebte, zur Seite stand.

Er hat viele Besonderheiten, wie z. B. dass er zu den 10 gehört, die die Botschaft für den Eintritt in das Paradies erhielten. Des Weiteren sagte der Gesandte Gottes:

إِنَّ لِي وَزِيرَيْنِ مِنْ أَهْلِ السَّمَاءِ وَوَزِيرَيْنِ مِنْ أَهْلِ الأَرْضِ فَأَمَّا وَزِيرَايَ مِنْ أَهْلِ السَّماءِ فَجِبْرِيلُ ومِيكائِيلُ وأمَّا وَزِيرَايَ مِنْ أهْلِ الأَرْضِ فَأَبُو بَكْرٍ وَعُمَرُ اهـ

Die Bedeutung lautet: Ich habe zwei Wesir (Wazîr) von den Himmelbewohnern und zwei von den Erdbewohnern: Die beiden Wesir aus dem Himmel sind Djibrîl und Mikâ´îl und die beiden Wesir auf der Erde sind Abû Bakr und ^Umar.[1]

Anas erzählte, dass während der Gesandte Gottes mit den Gefährten Abû Bakr, ^Umar und ^Uthmân auf dem Berg Uhud war, der Berg sich zu bewegen begann und der Gesandte Gottes dann sagte:

اثْبُتْ فَمَا عَلَيْكَ إِلّا نَبِيٌّ وَصِدِّيقٌ وَشَهِيدَانِ اهـ

Die Bedeutung lautet: Uhud, halt still! Auf dir sind ein Prophet, ein Siddîq und zwei künftige Märtyrer.[2]

Es wurde auch überliefert, dass ^Aliyy zu Wahb sagte: Die besten Menschen dieser Gemeinschaft sind – nach dem Gesandten Gottes – Abû Bakr, ^Umar und ein weiterer Mann. Muhammad Ibn al-Hanafiyyah hat etwas Ähnliches über ^Aliyy Ibn Abî Tâlib, möge die Liebe Gottes ihm zuteilwerden, überliefert.

Ebenfalls wurde über ^Aliyy überliefert, dass er sagte: Der Gesandte Gottes befahl Abu Bakr als Vorbeter zu beten, obwohl ich gesund und persönlich anwesend war. Hätte er es für mich gewollt, so hätte er es angeordnet. Somit hat der Gesandte Gottes ihn für unsere religiösen Angelegenheiten akzeptiert und so haben wir ihn für unsere weltlichen Angelegenheiten akzeptiert.

Es wurde auch gesagt, dass zu ^Aliyy gesagt wurde: Erzähl uns von Abû Bakr. Dann sagte er: Er ist ein Mann, den Allâhu Ta^âlâ in der Offenbarung an Djibrîl und an den Gesandten Gottes als Siddîq beschrieben hat. Er vertrat den Gesandten Gottes im Gebet, so haben wir ihn für unsere weltlichen Angelegenheiten akzeptiert.

Hinsichtlich seiner Askese, seiner Bescheidenheit und seiner Großzügigkeit sagte ^Umar: Der Prophet forderte uns auf zu spenden und ich hatte einiges an Vermögen zusammen und ich sagte mir: Wenn ich Abû Bakr jemals übertreffen sollte, dann heute. So kam ich zum Gesandten Gottes mit der Hälfte meines baren Vermögens und er fragte, was ich für meine Familie hinterlassen habe. Ich sagte, die Hälfte, alsdann Abû Bakr mit seinem gesamten baren Vermögen kam. Als der Prophet ihn fragte, was er für seine Familie hinterlassen habe, sprach er: Die Liebe zu Allâh und zu seinem Gesandten. Daraufhin sagte ich: Ich werde ihn niemals in einer Angelegenheit übertrumpfen können.[3]

Abû Hurayrah überlieferte, dass der Gesandte Gottes sagte:

ما نَفَعَنِي مَالٌ قَطُّ مَا نَفَعَنِي مَالُ أَبِي بَكْرٍ

Die Bedeutung lautet: Kein Vermögen hat mir je so genutzt, wie mir das Vermögen von Abû Bakr genutzt hat. Daraufhin weinte Abû Bakr und sagte sinngemäß: Du kannst mit mir und meinem Vermögen tun, was du willst, o Gesandter Gottes.

Hischâm Ibn ^Urwah berichtete: Als Abû Bakr in den Islam übertrat, war er im Besitz von 40.000 Goldmünzen, jedoch spendete er es für Allâh, und er kaufte sieben Sklaven, die wegen ihres Eintritts in den Islam gequält wurden, die Freiheit. Diese waren: Bilâl, ^Âmir Ibn Fuhayrah, Zinnîrah, an-Nahdiyyah, die Tochter von an-Nahdiyyah, Djâriyatu Banî Mu´ammal und Ummu ^Ubays. Habîb Ibn ^Abdu r-Rahmân berichtete, dass seine Tante Anîsah sagte: Abû Bakr lebte drei Jahre unter uns, zwei Jahre bevor und ein Jahr nachdem er zum Khalîfah ernannt wurde und wenn die Mädchen unserer Gasse mit ihren Schafen oder Ziegen zu ihm gingen, molk er die Tiere für sie.

Nicht zu vergessen ist sein entschlossenes Handeln, nachdem der Gesandte Gottes verstarb, als nämlich seine Feinde begannen, gegen den Islam zu agieren, einige den Islam verließen und wiederum andere sich enthielten, die Pflichtabgabe zu entrichten.

An dem Tag, an dem der Gesandte Gottes verstarb, im Jahr 11 nach der Auswanderung, wurde Abû Bakr as-Siddîq von allen Gefährten einstimmig zum Khalîfah ernannt. In der Zeit seines Kalifats verstarben viele Gefährten des Propheten, sogar von den Qur´ân-Rezitatoren, was Abû Bakr dazu veranlasste, den Qur´ân in einem Mushaf zusammenzutragen. Abû Bakr ist somit der Erste, der den Qur´ân als Buch zusammengetragen hat. Davor war der Qur´ân nicht in einem Buch zusammengetragen, sondern auf losen Seiten oder Lederstücken niedergeschrieben, ansonsten kannten ihn die Gefährten, die die Qur´ân-Rezitatoren waren, auswendig. Diese Handlung von Abû Bakr, welche von den Gefährten akzeptiert wurde, ist ein Beispiel für die gute Neuerung, möge die Liebe Gottes ihm zuteilwerden.

Im Alter von 63 Jahren starb Abû Bakr as-Siddîq, möge die Liebe Gottes ihm zuteilwerden, er verstarb im Jahr 13 nach der Auswanderung. Die Dauer seines Kalifats betrug zwei Jahre, drei Monate und zehn Nächte. Als er im Sterben lag, ernannte er ^Umar Ibn al-Khattâb, möge die Liebe Gottes ihm zuteilwerden, zu seinem Nachfolger. Es gibt eine Meinungsverschiedenheit über den Grund seines Todes. Nachdem das Verstorbenengebet für ihn verrichtet wurde, wurde er im Haus von ^´ischah, möge die Liebe Gottes ihr zuteilwerden, so beerdigt, dass sein Kopf auf Höhe der Schultern des Gesandten Gottes liegt. Also war Abû Bakr zu Lebzeiten der Gefährte und nach dem Tod der Nachbar des Gesandten Gottes.

O Allâh, bitte lass uns am Tag des Jüngsten Gerichts mit as-Siddîqûn versammelt sein und lass die Liebe zu ihnen bis zum Tod in unseren Herzen verankert sein und lass uns von denen sein, die sie vollkommen befolgen.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

Die zweite Ansprache

Lob und Preis gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten Muhammad. Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.

Und wisst, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen. Allâh, der Erhabene, sagt in der Sûratu l-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ اللَّهَ وَمَلَائِكَتَهُ يُصَلُّونَ عَلَى النَّبِيِّ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا صَلُّوا عَلَيْهِ وَسَلِّمُوا تَسلِيمًا﴾

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast, Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur‘ân:

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ * يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ ﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten. Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)

[1] Berichtet von Ibn al-´Athîr im Werk Usdu l-Ghâbah

[2] Berichtet von Ibn al-´Athîr im Werk Usdu l-Ghâbah

[3] Berichtet von Ibn al-´Athîr im Werk Usdu l-Ghâbah