Das Fest (al-^Îd) – Eine Zeit der Disziplinierung -

‏Lob gebührt Allâh und as-Salâtu was-Salâmu für den Propheten Muhammad. Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah Yûnus, Âyah 58:

﴿قُلۡ بِفَضۡلِ ٱللَّهِ وَبِرَحۡمَتِهِۦ فَبِذَٰلِكَ فَلۡيَفۡرَحُواْ هُوَ خَيۡرٞ مِّمَّا يَجۡمَعُونَ٥٨﴾

Die Bedeutung lautet: Sage: Über die Gaben Gottes und Seine Gnade sollen sie sich freuen, diese sind besser als das, was sie ansammeln.

Al-Bayhaqiyy überliefert, dass Anas, Radiya l-Lâhu ^Anhu, erzählte: Als der Prophet ﷺ nach al-Madînah kam, hatten die Menschen dort den Brauch aus der Djâhiliyyah-Zeit, sich an zwei Tagen zu vergnügen. Darauf sagte der Gesandte Gottes ﷺ zu ihnen:

قَدِمْتُ عليكُمْ ولَكُمْ يَومَانِ ‏تَلْعَبُونَ فِيهِمَا في الجَاهِلِيَّةِ وقَدْ أَبْدَلَكُمُ اللهُ خَيْرًا مِنْهُما يَوْمَ النَّحْرِ وَيَوْمَ الفِطْرِ

Die Bedeutung lautet: Als ich zu euch kam, hattet ihr den Brauch aus der Djâhiliyyah-Zeit, euch an zwei Tagen zu vergnügen; doch Allâh hat euch stattdessen zwei bessere Tage gegeben – den Tag des Opferfestes und den Tag des Fastenbrechenfestes.

Zweifellos ist der Festtag (^Îd) eine Zeit der Freude und des Glücks für die Gläubigen. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass die gelobte weltliche Freude und das gepriesene diesseitige Glück des Gläubigen dann zustande kommen, wenn er die religiöse Handlung vollkommen verrichtet hat, damit Allâh ihn für seine gute Tat belohnt. Das Vertrauen auf das Versprechen Gottes, die Gläubigen im Jenseits für die guten Taten zu belohnen, hat die Herzen der Gläubigen gefüllt.

Zur besonderen Gottesgnade gegenüber dieser Gemeinschaft gehört die Bestimmung der beiden Festtage als Tage der Lobpreisung und Dankbarkeit sowie als Symbole der islamischen Religion, anstelle der beiden Vergnügungstage aus der Zeit der Djâhiliyyah. An den beiden Festtagen erfreuen sich die Gläubigen, zeigen Freude untereinander und sind glücklich über die Gaben und Segnungen, die Allâh, der Erhabene, ihnen beschert hat. Das gesegnete Fest (^Îd) weckt in den aufrichtigen Herzen den Eifer und den Entschluss, weiterhin Gutes zu tun, Gutes zu verbreiten und Allâh, dem Erhabenen, gegenüber gehorsam zu sein.

Die beiden Feste folgen auf zwei große religiöse Handlungen, bei deren Verrichtung der Gläubige Freude im Herzen und Seelenruhe empfindet. Auf den gesegneten Monat des Fastens und der Güte – Ramâdan – folgt das gesegnete Fest des Fastenbrechens (^îd al-Fitr). Das Opferfest (^îd al-Ad-hâ) ist am großen Tag der Pilgerfahrt, d. h., dem Tag des Opferns und an dem die meisten Handlungen der Pilgerfahrt ausgeführt werden, nachdem die Pilger den größten Hauptbestandteil der Pilgerfahrt ausgeführt haben, nämlich den Aufenthalt auf dem Gebiet Arafah.

Das Fest (^îd) birgt viele Zeichen der Zuneigung und des Mitgefühls der Gläubigen zueinander, entsprechend der Âyah 10 aus der Sûrah al-Hudjurât – Allâhu Ta^âlâ sagt:

﴿إِنَّمَا ٱلۡمُؤۡمِنُونَ إِخۡوَةٞ ﴾

Die Bedeutung lautet: Wahrlich, die Gläubigen sind Brüder und Schwestern.

Zweifellos ist der Bund des Glaubens stärker und fester als der der Abstammung, der Verwandtschaft oder der Verschwägerung. Der Zusammenhalt der Gläubigen sowie ihre Brüderlichkeit und ihre Liebe, die sie aufrichtig füreinander empfinden, kommen am Festtag deutlich zum Vorschein, obwohl sie von unterschiedlichen Vätern und Müttern sind. Ihre Einheit wird offensichtlich und zu einem besonderen Anblick; wir bitten Allâh, die Gemeinschaft darin zu festigen.

In diesem Zusammenhang erinnern wir uns an die vielen Spenden und Geschenke, die diesem Tag vorausgehen oder an ihm überreicht werden, sowie an die vielen Bedürftigen, die damit getröstet und deren Sorgen genommen werden. So verhält es sich auch mit den vielen Pflichtabgaben (Zakâh), die die rechtmäßigen Armen am Festtag erreichen, sodass der Arme sich an Allâh wendet und Ihm für die Versorgung dankt und der Reiche Allâh für Seine Güte lobt und sich daran erfreut, die Pflicht verrichtet haben zu können.

Während des Festes (^îd) sieht man, wie die Gläubigen aufeinander zugehen, wie die Herzen voller Freude sind, wenn der eine dem anderen, der ihm Unrecht getan hat, verzeiht und der andere versucht, sich mit demjenigen zu versöhnen, mit dem er zerstritten war. Sie begegnen einander mit Freude und Freundlichkeit.

Wie viele zerbrochene Verwandtschaftsverhältnisse sind durch das Fest (^îd) wieder hergestellt worden, wie viele verfeindete und hasserfüllte Menschen trafen sich im Schatten des Festes und wie viele Menschen, die ihren Eltern nicht gehorcht oder ihre Familie und ihre Geschwister schlecht behandelt haben, wurden durch das Licht des Festes erleuchtet? So zeigte er Reue, ließ von seinen Sünden ab und begab sich auf den Weg des Gottesgehorsams.

Hinzu kommt die Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen unter Geschwistern, Cousins und Cousinen sowie das Besuchen der Freunde und Bekannten. Dies füllt die Herzen mit Freude und Erleichterung und entfernt den Groll aus den Herzen, was zur Folge hat, dass Streitigkeiten und Feindseligkeiten beendet werden oder nicht entstehen können.

Hier küsst jemand die Hände seiner Eltern, um ihre Zufriedenheit zu erlangen; wieder einer umarmt seinen Bruder und ein anderer versöhnt sich mit seinem Freund, nachdem ihre Beziehung durch Unruhe getrübt worden war. Zweifellos gehört das alles zum guten Verhalten, das unsere Gesellschaft regelmäßig braucht, damit die Risse, die in den Beziehungen vieler Menschen entstanden sind, beseitigt werden.

Unser geehrter Prophet hat uns zu jeglichem Guten geleitet, uns zu jeder Tugend ermutigt und uns aufgerufen, uns stets zu bessern. Wir sind sehr darauf angewiesen, seinem Weg zu folgen – sowohl an den Festtagen als auch zu allen anderen Zeiten.

Denn die Bedeutung vom Fest (^îd) besteht nicht nur darin, sich mit neuen Kleidern zu schmücken oder sich darum zu kümmern, sich die modernste Kleidung aus Ost und West zu kaufen. Es bedeutet auch nicht, dass es unser größtes Anliegen an diesem Tag wäre, Erholungs- und Vergnügungsreisen zu unternehmen und anderen Verlockungen des Lebens nachzugehen, ohne auf die wertvollen Prinzipien, die aus der Bedeutung des Festes hervorgehen, zu achten. Die größte Freude besteht darin, deinen Gottesgehorsam zu steigern und deine guten Taten zu vermehren.

Seid davor gewarnt, euch mit prachtvoller Kleidung zu schmücken sowie die Kunst des Kochens und des Trinkens auszukosten, anstatt euch von der folgenden Aussage unseres geliebten Propheten positiv beeinflussen zu lassen. Al-Bukhâriyy überlieferte, dass Abû Ayyûb al- Ansâriyy erzählte, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

لا يَحِلُّ لِرَجُلٍ أَنْ يَهْجُرَ أَخَاهُ فَوْقَ ثَلاثِ لَيَالٍ يَلْتَقِيَانِ فَيُعْرِضُ هَذا وَيُعْرِضُ هذا وَخَيْرُهُما الذِي يَبْدَأُ بِالسَّلامِ

Die Bedeutung lautet: Es ist nicht erlaubt, den Kontakt zu einem Bruder im Islam mehr als drei Nächte abzubrechen; sie begegnen sich und jeder der beiden wendet sich vom anderen ab; der Bessere von ihnen ist derjenige, der zuerst grüßt.

In diesem Hadîth steckt ein deutlicher Beweis dafür, dass es dem Muslim verboten ist, den Kontakt zu seinem Bruder im Islam länger als drei Nächte abzubrechen, wenn dies aufgrund einer weltlichen Angelegenheit geschehen sollte, wie z. B., wenn sie wegen eines weltlichen Interesses streiten und einer von ihnen den Kontakt zum anderen abbricht. Einige Menschen brechen den Kontakt mehrere Monate, mehrere Jahre oder das ganze Leben lang ab. Manch einer geht sogar so weit, dass er vor seinem Tod seine Kinder auffordert, eine bestimmte Person zu meiden und keinen Kontakt mit dessen Nachkommen zu haben, als ob es nicht schlimm genug wäre, dies zu seiner Lebzeit begangen zu haben und er darauf bedacht ist, seine Nachkommen ebenfalls in die Sünde zu führen. Dies gehört zu den großen Gefahren, die unsere Gesellschaft bedrohen und die wir mittels Wissen und Beratung bekämpfen müssen.

Warum sehen wir eine große Anzahl an Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, die auf die Festtage warten, um sich mit ungelobtem Verhalten die Zeit zu vertreiben? Im gesamten Ramadân hat er an keinem einzigen Tag gefastet und nicht eine einzige Gebetseinheit für Allâh verrichtet. Die ersten zehn Nächte des Monats Dhu l-Hidjdjah sind vergangen und die Sonne des Opferfestes ist aufgegangen, während er in seinen Sünden versunken ist, und dann am Tag des Festes führt er das Ganze genauso fort.

Welche Bedeutung des Festes kennt derjenige, der sich so verhält? Womit verbringt er sein Leben!? Unser Fest (al-^Îd) ist ein Symbol der islamischen Religion; es birgt Bedeutungen der Verehrung Gottes und der Dankbarkeit Gottes für das, was Er uns beschert hat. Diese Bedeutung steckt im frühzeitigen Aufbrechen zur Moschee und des Aussprechens der Fest-Takbîrât am Morgen des Festtages.

Allâhu ‚Akbaru Kabîrâ wal-Hamdu lil-Lâhi Kathîrâ, wasubhâna l-Lâhi wabihamdihî Bukratan wa’asîlâ, Lâ ‚Ilâha ‚Illa l-Lâhu Wahdah, Sadaqa Wa^dah wanasara ^Abdah, wa’A^azza Djundahû wahazama l-‚Ahzâba Wahdah. Dann sagt er as-Salâh und as-Salâm für den Propheten, seine Âl und seine Gefährten und bittet um Vergebung für seine gläubigen Eltern. Daraufhin betet er die zwei Festgebetseinheiten (Rak^ât) und hört anschließend die Festansprache. Danach geht er hinaus mit der Absicht, die Lehren des Islam in die Praxis umzusetzen und sich vom Schlechten fernzuhalten.

Es ist besonders schön, dass wir uns so verhalten, wie wenn wir alle ein und dasselbe Herz hätten, sodass jeder von uns für die anderen das liebt, was er für sich selbst an Gutem liebt. Anas hat berichtet, dass der Prophet ﷺ sagte:

لا يُؤْمِنُ أَحَدُكُمْ حَتَّى يُحِبَّ لِأَخِيهِ مَا يُحِبُّ لِنَفْسِهِ

Die Bedeutung lautet: Keiner von euch hat den vollkommenen Glauben, solange er für seinen Bruder nicht das liebt, was er für sich selbst liebt. Überliefert von al-Bukhâriyy. Dies bedeutet, dass sein Glaube nicht vollkommen ist, solange er diese Eigenschaft nicht hat.

Das Fest (^îd) ruft die Muslime dazu auf, einander mit Güte und Mitgefühl zu begegnen. Das Fest (^îd) fordert uns auf, diejenigen zu besuchen, die den Kontakt abgebrochen haben, insbesondere die Verwandten.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

Die zweite Ansprache

Lob gebührt Allâh, dem über die Eigenschaften der Geschöpfe Erhabenen. Es gibt keinen Gott außer Allâh. Ihn einzig und allein beten wir aufrichtig an und wir gesellen Ihm keinen Teilhaber bei.

Lob gebührt Allâh, dem Schöpfer des Universums. As-Salâtu und as-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad und alle anderen Gesandten und Propheten. Möge die Liebe Gottes den Angehörigen des Propheten ﷺ sowie den rechtschaffenen Kalifen Abû Bakr, ^Umar, ^Uthmân und ^Aliyy, den rechtgeleiteten Gelehrten Abû Hanîfah, Mâlik, asch-Schâfi^iyy und Ahhmad und den Heiligen (Awliyâ´) zuteil werden.

Sodann Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Brüder im Islam, heute erwarten die Pilger den besten Tag des Jahres, nämlich den Tag von ^Arafah, diesbezüglich überlieferten at-Tirmidhiyy und andere, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

أفضلُ الدعاءِ يومُ عرفة وأفضلُ ما قلتُ أنا والنبيونَ من قبلي لا إله إلا اللهُ وحدَه لا شريكَ له، لهُ الملكُ وله الحمدُ وهو على كلِّ شىءٍ قدير.

Die Bedeutung lautet: Das beste Bittgebet ist am Tag von ^Arafah und das Beste, was ich und die Propheten vor mir gesagt haben, ist „Es gibt keinen Gott außer Allâh, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat; Er hat alle Geschöpfe erschaffen, Ihm gebührt das Lob und Er ist der Allmächtige.

Das Fasten am Tag von ^Arafah ist für denjenigen, der die Pilgerfahrt nicht durchführt, empfohlen und der Grund für viel Vergebung.

Was den Pilger angeht, so ist es empfohlen, dass er an diesem Tag nicht fastet. Für ihn ist es empfohlen, viele Bittgebete zu sprechen, Allâh zu lobpreisen und den Qur´ân zu rezitieren. O Allâh, führe die Pilger aus Makkah wohlbehalten in ihre Häuser zurück und gebe ihnen reichlich Belohnung und beschere uns die Pilgerfahrt (al-Hadjdj) und die ^umrah sowie das Besuchen unseres geliebten Propheten Muhammad ﷺ.

Und wisset, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

Allâh, der Erhabene, sagt in Sûratu l-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ اللَّهَ وَمَلَائِكَتَهُ يُصَلُّونَ عَلَى النَّبِيِّ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا صَلُّوا عَلَيْهِ وَسَلِّمُوا تَسلِيمًا﴾

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)