Die Ermahnung durch Erdbeben und Erderschütterungen

Lob gebührt Allâh. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Und ich bezeuge, dass Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. Er überbrachte die Botschaft und ermahnte die Gemeinschaft, möge Allâh ihn mehr als alle anderen Propheten belohnen. O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad sowie seinen Âl und seinen Gefährten einen höheren Rang. Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit. Seid gottesfürchtig und denkt daran, dass Allâhu Ta^âlâ in der Sûrah al-Baqarah, Âyah 281, sagt:

﴿وَٱتَّقُواْ يَوما تُرجَعُونَ فِيهِ إِلَى ٱللَّهِ ثُمَّ تُوَفَّىٰ كُلُّ نَفس مَّا كَسَبَت وَهُم لَا يُظلَمُونَ ٢٨١﴾

Die Bedeutung lautet: … Und fürchtet euch vor dem Tag, an dem Allâh euch zur Rechenschaft ziehen wird und an dem jeder Diener Gottes das erhalten wird, was seinen Taten entspricht und keinem von ihnen Unrecht zugefügt werden wird.

Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-Isrâ´, Âyah 59:

﴿وَمَا نُرسِلُ بِٱلأيَٰتِ إِلَّا تَخوِيفا ٥٩﴾

Die Bedeutung lautet: Allâh lässt eindeutige Zeichen sich ereignen, um Furcht einzuflößen.

Brüder im Islam, das, was geschehen ist, war ein Ereignis, mit dem Allâh Seinen Dienern Angst gemacht hat. As-Suyûtiyy überlieferte in seinem Werk ad-Durru l-Manthûr bei der Erläuterung der soeben rezitierten Âyah 59 aus der Sûrah al-Isrâ´, dass Qatâdah sagte: Wahrlich, Allâh lässt die Menschen mit eindeutigen Beweisen Angst bekommen, auf dass sie ermahnt werden, lobpreisen oder sich bekehren.

Fürchtet euren Gott, o ihr Menschen, die Ereignisse, die uns einschüchtern, sind deutlich und geschehen heute, wie sie auch früher geschehen sind, insbesondere Erdspaltungen, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Erdbeben und Erderschütterungen. Trotzdem ist das, was Allâh von uns abwendet, mehr als das, was uns heimsucht, wie es in der Âyah 155 der Sûrah al-Baqarah bestätigt wurde:

﴿وَلَنَبلُوَنَّكُم بِشَيء مِّنَ ٱلخَوفِ وَٱلجُوعِ وَنَقص مِّنَ ٱلأَموَٰلِ وَٱلأَنفُسِ وَٱلثَّمَرَٰتِ وَبَشِّرِ ٱلصَّٰبِرِينَ ١٥٥﴾

Die Bedeutung lautet: Gewiss, Allâh wird euch mit etwas Angst, Hunger, Minderung des Besitzes und Verlust von Menschenleben und Früchten plagen; und verkünde den Standhaften die frohe Botschaft.

„Mit etwas“ bedeutet ein wenig von jeder einzelnen der genannten Plagen, also ist das, wovor Allâh uns verschont, mehr, denn wenn Allâh es wollte, dann könnte Er die Erde uns verschlucken lassen, die Berge uns zerquetschen lassen oder die Meere uns überschwemmen lassen. Wahrlich, Allâh ist Derjenige, der die Macht hat, das zu tun, was Er will, so fürchtet Ihn und sprecht das folgende Bittgebet:

اللهم لا تقتلنا بغضبك ولا تُهلكنا بعذابك وعافنا قبل ذلك

Lautschrift: Allâhumma lâ taqtulnâ bighadabik, wala tuhliknâ bi^adhâbik, wa^âfinâ qabla dhâlik.

Brüder im Islam, al-Bukhâriyy überlieferte, dass Zaynab Bintu Djahsch, Radiya l-Lâhu ^Anh, die Ehefrau unseres geehrten Propheten, Folgendes erzählte: Eines Tages wirkte der Gesandte Gottes verängstigt und sein Gesicht war rot angelaufen, alsdann sagte er (sinngemäß): Es gibt keinen Gott außer Allâh. Wehe den Arabern vor Schaden, der sich genähert hat. Im Schutt von Ya´djûdj und Ma´djûdj wurde heute ein Loch in dieser Größe geöffnet, dabei machte er einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger. Ich fragte ihn: Werden wir vernichtet, obwohl es Rechtschaffene unter uns gibt? Er antwortete (sinngemäß): Ja, wenn das Böse häufig wird. Diese Aussage beinhaltete, dass Übles und Unruhe auf die Araber zukommen wird, möge Allâh uns hinsichtlich der Religion und der Welt schützen. Ibn Battâl sagte in der Erläuterung von Sahîhu l-Bukhâriyy: Al-Muhallab sagte: Erdbeben und andere ähnliche Ereignisse sind Drohungen von Allâh an die Bewohner der Erde. Die Âyah 59 der Sûrah al-Isrâ´ bedeutet: Allâh lässt eindeutige Zeichen sich ereignen, um Furcht einzuflößen. Diesbezüglich sagte der Gesandte Gottes (sinngemäß): Es ist eine harte Drohung an die Erdbewohner. Al-Muhallab sagte weiter: Die Drohung durch solche Ereignisse tritt auf, wenn die Sünden öffentlich begangen werden. In der Zeit von ^Umar, Radiya l-Lâhu ^Anh, ereignete sich eine Erderschütterung, daraufhin sagte er: O ihr Bewohner von al-Madînah, schnell ist die Drohung wegen eurer Handlungen gekommen. Bei Allâh, sollte sich dieses wiederholen, so werde ich euch verlassen. Dies bedeutet, er befürchtete, dass ihn etwas von der allgemeinen Qual, die aufgrund der Sünden herabkommen würde, auch ihn betreffen könnte. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-Anfâl, Âyah 25:

﴿وَٱتَّقُواْ فِتنَة لَّا تُصِيبَنَّ ٱلَّذِينَ ظَلَمُواْ مِنكُم خَاصَّة وَٱعلَمُواْ أَنَّ ٱللَّهَ شَدِيدُ ٱلعِقَابِ ٢٥﴾

Die Bedeutung lautet: … Und fürchtet eine Qual, die nicht nur diejenigen von euch, die Unrecht begangen haben, treffen wird, und wisst, dass Allâh hart straft.

Wenn das Übel sich ausbreitet, dann erfährt die gesamte Gesellschaft eine Heimsuchung, die für die Gottesgehorsamen von Vorteil und für die Ungehorsamen eine Plage ist.

In diesem Zusammenhang sollte jeder von uns sich fragen:

Was habe ich in meinem weltlichen Leben vorbereitet und mit was habe ich mich für das Leben im Jenseits vorgesorgt? Wie verbringe ich meine Tage und Nächte? Wie oft habe ich gesündigt und wie schnell habe ich die Reue verrichtet?

Gehe ich bedachtsam durchs Leben, insbesondere nach dem Auftreten von Ereignissen, die uns veranlassen, uns zu bessern? Seit einer geraumer Zeit durchleben wir eine schwierige Situation nach der anderen: Krankheiten, teure Lebenshaltungskosten, Kriege, Plagen. Die Zeit von Corona, der Pandemie, die viele Menschen in ihren Häusern eingesperrt hat und an der viele Menschen gestorben sind, liegt nicht lange zurück. Darauf ist ein Erdbeben gefolgt, das die Erde und die Herzen erschüttert hat, o Allâh, bitte verschone uns und sei gnädig zu uns.

Liebe Brüder,

derjenige, der nach diesem Erdbeben lebendig geblieben ist, soll ermahnt sein sowie bedenken, wie es den Verschütteten ergangen ist, und bestrebt sein, sich zu bessern. Und gebt demjenigen, der Allâh beschimpft, die islamische Religion verachtet, einen Propheten beschimpft, einen Engel verachtet oder den Mushaf in Ekelerregendes hineinwirft den Ratschlag, das Glaubensbekenntnis auszusprechen, um wieder in den Islam einzutreten.

Was denjenigen, dessen Sünde kein Unglaube war, betrifft, so soll er eiligst die Reue verrichten, indem er seine Sünden bedauert, sie unterlässt und den Entschluss fasst, sie nie zu wiederholen; und sollte er Gebete oder Fasten nachholen müssen, so soll er damit beginnen und dieses nicht weiter hinauszögern. Sollte er jemandem Unrecht zugefügt haben, so soll er das wiedergutmachen. Bruder im Islam, sei bestrebt, dir den Teil der islamischen Religionslehre, dessen Erlernung dir Allâh als Pflicht auferlegt hat, anzueignen.

Wohl demjenigen, der durch andere ermahnt ist und nicht zu denjenigen gehört, deren Erwähnung in der Sûrah al-Isrâ´, Âyah 60 vorgekommen ist:

﴿وَنُخَوِّفُهُم فَمَا يَزِيدُهُم إِلَّا طُغيَٰنا كَبِيرا ٦٠﴾

Die Bedeutung lautet: Allâh schüchtert sie ein, jedoch versinken sie noch tiefer in ihrem Unrecht. بي الدنيا أ

Der Unachtsame, der in seinem Sumpf versunken ist, wird weder durch ein Ereignis noch durch eine Warnung ermahnt, so bitten wir Allâh darum, uns nicht von diesen sein zu lassen. Al-Bukhâriyy überlieferte, dass ^Abdu l-Lâh Ibn Mas^ûd sagte: Der vollkommene Muslim sieht seine Sünden so, als wären sie ein Berg vor dem er sitzen und befürchten würde, dass er auf ihn stürzt. Und der Großsündige sieht seine Sünden so gering wie die Größe einer Fliege. Der vollkommene Muslim fürchtet die Folgen der Sünden und hofft auf die Gnade Gottes, somit hat er Angst vor der Strafe und Hoffnung auf die Gnade Gottes. Der Gottesleugner hingegen ist so, als würde er nicht sehen und nicht hören, er ist wie Allâh ihn in der Sûrah al-A^râf, Âyah 179 beschrieben hat:

﴿وَلَقَد ذَرَأنَا لِجَهَنَّمَ كَثِيرا مِّنَ ٱلجِنِّ وَٱلإِنسِ لَهُم قُلُوب لَّا يَفقَهُونَ بِهَا وَلَهُم أَعيُن لَّا يُبصِرُونَ بِهَا وَلَهُم ءَاذَان لَّا يَسمَعُونَ بِهَا أُوْلَٰئِكَ كَٱلأَنعَٰمِ بَل هُم أَضَلُّ أُوْلَٰئِكَ هُمُ ٱلغَٰفِلُونَ ١٧٩﴾

Die Bedeutung lautet: Wahrlich, Gott hat viele Djinn und Menschen erschaffen, die in der Hölle bestraft werden. Sie haben Herzen, mit denen sie nicht begreifen, und sie haben Augen, mit denen sie die Wahrheit nicht sehen, und sie haben Ohren, mit denen sie die Ermahnung nicht hören; sie sind wie das Vieh; sogar irren sie noch mehr vom rechten Weg ab. Sie sind wahrlich die Unachtsamen.

Brüder im Islam, schaut euch an, welche Auswirkung das Erdbeben in der Türkei und in einigen syrischen Grenzgebieten hatte, schaut euch die Videoaufnahmen zum Zeitpunkt des Erdbebens an und hört genau hin. Bedenkt wie die Erde sich bewegt hat und auseinandergerissen wurde und welche tiefen Risse und Schluchten entstanden sind. So sagt: O Allâh, wir bereuen unsere Sünden und bitten Dich, uns zu verschonen.

Wisst, dass dieses Erdbeben ein großes Zeichen war. Lob gebührt Allâh, Der uns vor Schlimmerem verschont hat. Lob gebührt Allâh für die Verschonung und das Entkommen unserer Angehörigen, Brüder, Schwestern und Freunde. Möge Allâh die Verletzten heilen und die Eingeschlossenen befreien.

Ein wenig hat die Erde gebebt und die Menschen verängstigt und beunruhigt. Viele Menschen haben auch ihr Hab und Gut verloren, wofür sie hart gearbeitet haben und das sie sich lange zusammengespart haben.

Andere sind gestorben, aber du lebst noch, so nutze dein Leben. Dich hat Allâh verschont, so sei dankbar. Und bedenke den Tag des Jüngsten Gerichts, über den Allâh in der Sûrah al-Hadjdj, Âyât 1 und 2 gesagt hat:

﴿ٰأَيُّهَا ٱلنَّاسُ ٱتَّقُواْ رَبَّكُم إِنَّ زَلزَلَةَ ٱلسَّاعَةِ شَيءٌ عَظِيم ١ يَومَ تَرَونَهَا تَذهَلُ كُلُّ مُرضِعَةٍ عَمَّا أَرضَعَت وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَملٍ حَملَهَا وَتَرَى ٱلنَّاسَ سُكَٰرَىٰ وَمَا هُم بِسُكَٰرَىٰ وَلَٰكِنَّ عَذَابَ ٱللَّهِ شَدِيد ٢﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sein werden, doch die Strafe Gottes ist sehr hart.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

Die zweite Ansprache

Lob gebührt Allâh. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. As-Salâtu was-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad sowie für alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.

Brüder im Islam, o Befolger des Propheten Muhammad ﷺ, der Islamische Verein für wohltätige Projekte sammelt finanzielle Spenden für diejenigen, die vom Erdbeben in Syrien und der Türkei geschädigt wurden, in der Hoffnung, ihr Leid zu lindern. Am Ausgang der Moschee befinden sich Spendenkisten, die für diese Spenden vorgesehen sind. Derjenige der spendet, bevollmächtigt den Verein, den Wert seiner Spende an Menschen zu geben, die in Syrien oder der Türkei oder in beiden Ländern durch das Erdbeben geschädigt wurden (entsprechend seinem Willen), und erlaubt dem Verein, Vertrauenswürdige damit zu bevollmächtigen. Er erlaubt dem Verein auch, das Geld demjenigen Vertrauenswürdigen zu geben, der den Wert seiner Spende vorstreckt. Denkt dabei an die Aufrichtigkeit. Der Gesandte Gottes sagte:

وَاللهُ ‌فِي ‌عَوْنِ ‌الْعَبْدِ مَا كَانَ الْعَبْدُ فِي عَوْنِ أَخِيهِ

Die Bedeutung lautet: Allâh hilft Seinem Diener, solange der Gottesdiener seinem Bruder hilft.

Brüder im Islam, ich bitte euch, nach dem Freitagsgebet nicht direkt die Moschee zu verlassen, sondern erst nach dem gemeinschaftlichen Verrichten des Verstorbenengebetes für die abwesenden Muslime, die durch das verheerende Erdbeben gestorben sind.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)