Das Unterlassen des Suchens nach Fehlern anderer

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht.

Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. Er überbrachte die Botschaft und ermahnte die Gemeinschaft, möge Allâh ihn mehr als alle anderen Propheten belohnen. O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden.

Sodann, Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Brüder im Islam, der Intelligente ist derjenige, der gottesfürchtig ist, sich beherrscht und für das tut, was nach dem Tod kommt. Bruder im Islam, halte dich sowohl im Öffentlichen als auch im Heimlichen an die islamische Gesetzgebung, unterlasse es nicht, ständig über deine Taten nachzudenken, den Armen und Bedürftigen zu helfen, strebe es ständig an mit viel Fleiß die guten Handlungen auszuführen, ohne darin nachlässig zu werden. Diejenigen, die das Weltliche anstreben, investieren ihre Kraft dafür und diejenigen, die die Belohnung im Jenseits anstreben, investieren ihre Kraft dafür, so sei von denen, die die Belohnung im Jenseits anstreben und nicht von denen, die das Weltliche anstreben. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah an-Nûr, Âyah 19:

﴿إِنَّ ٱلَّذِينَ يُحِبُّونَ أَن تَشِيعَ ٱلۡفَٰحِشَةُ فِي ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ لَهُمۡ عَذَابٌ أَلِيم فِي ٱلدُّنۡيَا وَٱلۡأٓخِرَةِۚ وَٱللَّهُ يَعۡلَمُ وَأَنتُمۡ لَا تَعۡلَمُونَ ١٩﴾

Die Bedeutung lautet: Diejenigen, die es lieben, dass sich die Schandtaten unter den Gläubigen verbreiten, diese erwartet eine qualvolle Strafe auf der Welt und im Jenseits. Allâh ist über das Ersichtliche und Unsichtbare wissend.

Al-Hâkim überlieferte in seinem Werk „al-Mustadrak“, mit einer authentischen Überlieferungskette, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

مَنْ رَأَى عورةً فَسَتَرَها كانَ كَمَنِ اسْتَحْيَا مَوْءُودَةً مِنْ قبرِها اﻫ،

Die Bedeutung lautet: Wer von einem Gläubigen einen Fehler sieht und diesen nicht weitererzählt, sondern geheim hält, erhält dafür eine Belohnung, die der Belohnung ähnelt, die man erhält, wenn man eine Maw´ûdah aus ihrem Grab rettet.

Als Maw´ûdah zählt ein neugeborenes Mädchen, das aus Angst vor Schande lebendig begraben wurde, wie es viele Araber in der Djâhiliyyah-Zeit taten. Eine Weile vor der Offenbarung des Propheten Muhammad ﷺ war diese Tat verbreitet bei den Arabern. Sogar haben einige Gefährten des Gesandten Gottes ﷺ dieses begangen, als sie in jener Zeit – vor ihrem Eintritt in den Islam – lebten. Einer der Gefährten, der als großzügig und sanftmütig bekannt war, hatte dieses begangen.

Was ihn dazu bewegte, war die folgende Geschichte: Ein Stamm der Araber griff seinen Stamm an und entführte seine Tochter. Als sich die beiden Stämme später versöhnten, wurde seine Tochter vor die Wahl gestellt, bei dem anderen Stamm zu bleiben oder zu ihrem Vater zurückzukehren. Aber das Herz seiner Tochter hing inzwischen an einem Mann aus dem anderen Stamm und auch das Herz des Mannes hing inzwischen an dieser Tochter. Aus diesem Grund entschied sie sich für den Mann und gegen ihren Vater, trotz dass ihr Vater bei seinem Stamm hoch angesehen war, einen guten Ruf hatte sowie als großzügig, gütig und sanftmütig bekannt war. Ihre Entscheidung brachte den Vater auf, sodass er vor lauter Wut schwor, jede Tochter, die ihm neu geboren werden würde, lebendig zu begraben. Danach begrub er jede Tochter, die ihm neu geboren wurde, sodass er insgesamt acht neugeborene Töchter lebendig begrub. Nachdem er in den Islam übertrat, bedauerte er seine Tat sehr und berichtete dem Propheten ﷺ, dass er in der Zeit vor seinem Islam acht neugeborene Töchter lebendig begrub. Der Gesandte Gottes ﷺ sagte zu ihm:

أَعْتِقْ عَنْ كُلِّ واحدةٍ مِنْهَا رَقَبَةً فقالَ أنا صاحبُ إِبِلٍ قالَ أَهْدِ إِنْ شِئْتَ عَنْ كُلِّ واحدةٍ مِنِهنَّ بَدَنَة اﻫ

Die Bedeutung lautet: Setze für jede von ihnen einen Sklaven in Freiheit. Er sagte: Ich besitze Kamele. Der Gesandte Gottes ﷺ antwortete: Dann verschenke für jede von ihnen ein Kamel.

Daraufhin spendete er etwa 100 Kamele.

In den Âyât 8 und 9 der Sûrah at-Takwîr wurde klargestellt, wie abscheulich diese Tat – das Begraben der neugeborenen Mädchen – ist, weil sie zu den größten Verbrechen zählt.

Der Gesandte Gottes ﷺ verglich die Belohnung desjenigen, der die Fehler eines Gläubigen, d. h. die Angelegenheiten, für die sich der Gläubige schämen würde, wenn die Menschen davon erfahren, mit der Belohnung desjenigen, der das lebendig begrabene Mädchen aus der Erde rettet, bevor sie darin erstickt.

Was auf die Abscheulichkeit des Verbreitens der Fehler anderer deutet, ist auch die folgende Geschichte: Ein Mann kam zu ^Umar Ibn al-Khattâb, möge Allâh ihm gnädig sein, und sagte zu ihm: „In der Djâhiliyyah-Zeit begrub ich ein Mädchen lebendig, doch holte ich sie aus der Erde wieder heraus, bevor sie erstickte. Später – als sie älter wurde – erfuhr sie vom Islam und trat, so wie wir, auch in den Islam über. Darauf beging sie – als junge Frau – eine scheußliche Sünde, wollte deswegen Selbstmord begehen und verletzte sich mit einem Messer am Hals, jedoch konnten wir sie retten und behandelten sie. Inzwischen bereut sie ihre Sünde. Als um ihre Hand angehalten wurde, habe ich die Interessenten über ihre Schandtaten in Kenntnis gesetzt, damit sie sich entweder für oder gegen eine Verlobung entscheiden“. Er dachte, dass er den Verlobten beraten würde. ^Umar sagte zu ihm: „Du verbreitest etwas, das geheim gehalten wurde. Wenn du noch einmal jemanden darüber in Kenntnis setzt, dann werde ich dich so bestrafen, dass du zu einer Lehre für andere wirst.“

Aus dieser Geschichte versteht man, dass man den sündigen Gläubigen, der seine Sünden inzwischen bereut hat, nicht in Zusammenhang mit den Schandtaten, die er beging, erwähnen darf, gleich, wie schlimm seine Schandtat war. Gleich, wie schlimm die Tat ist, die die gläubige Person beging: Wenn sie inzwischen bereut wurde, dann darf man die Person nicht in Zusammenhang mit dieser Tat erwähnen, weil der aktuelle Zustand maßgebend ist. Der Mensch durchlebt verschiede Zustände; es kann sein, dass er eine Sünde begeht und sie wiederholt, sie danach aber bereut und zu einem rechtschaffenen Menschen wird.

Brüder im Islam, nehmt euch in Acht, das über den Gläubigen zu verbreiten, was er geheim hält; wenn er eine Schandtat beging, sie aber geheim hält, dann nehmt euch in Acht, ihn in Zusammenhang damit zu erwähnen, wenn es keinen islamisch-rechtlichen Grund gibt. Nehmt euch davor in Acht, nicht von denen zu sein, die hier und da etwas über einen Gläubigen sagen, wozu es keinen islamisch-rechtlichen Grund gibt, denn deren Sünde ist so ähnlich wie die schlimmste Zinssünde. Imâm Abû Dâwûd überlieferte, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

إنَّ مِنْ أَرْبَى الرِّبا الاستِطَالةَ فِي عِرْضِ المُسْلِمِ بغيرِ حَقٍّ اﻫ

Die Bedeutung lautet: Derjenige, der den Gläubigen immer wieder zu Unrecht mit etwas erwähnt, was der Gläubige nicht will, dass es gesagt wird, begeht eine Sünde, die der schlimmsten Zinssünde ähnelt.

Oft führt dies zur Unterbrechung des Kontaktes der Gläubigen unter sich. Derjenige, dem Unrecht zugefügt wurde, sollte darauf achten, dass er nur das sagt, wozu er das Recht hat, es zu sagen. Er muss darauf achten, nicht etwas zu begehen, wofür der Täter die Strafe verdient und darf nicht die Grenzen, die Allâh bestimmt hat, überschreiten und darf nicht die Fehler der Gläubigen, die die Gläubigen geheim gehalten haben, verbreiten und sollte geduldig mit demjenigen sein, der ihm Unrecht zufügte.

Was aber denjenigen betrifft, der die Menschen im Handel, im Unterricht
– gleich, ob über Religion oder anderes –, in der Medizin, im Handwerk oder in anderen Handlungsformen täuscht und betrügt, so ist man verpflichtet vor ihm zu warnen und seinen Betrug aufzuzeigen, wie es aus dem folgenden von Imâm Muslim überlieferten Hadîth hervorgeht. Der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

الدينُ النصيحةُ قلنا لِمَنْ قالَ للهِ ولِكَتابِه ولرسولِه ولأَئِمَّةِ المسلمينَ وعامَّتِهم اﻫ

Bruder im Islam, der Gesandte Gottes ﷺ legte uns in vielen Ahâdîth nahe, die Fehler anderer Menschen nicht zu verbreiten.

Ein Dichter sagte sinngemäß:

Wenn du unbeschadet ein glückliches Leben und genügend

Lebensunterhalt und eine unverletzte Würde haben willst,

dann spreche nicht über die Fehler anderer, denn auch

du hast Fehler und die anderen haben ebenfalls Zungen.

Und wenn du Schändliches erblickst, dann sage:

O mein Auge, die anderen Menschen haben auch Augen.

Lebe fürsorglich mit anderen und sei verzeihend.

Und wende den Schaden ab, jedoch auf gute Weise.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

 

Die zweite Ansprache:

Lob gebührt Allâh, dem über die Eigenschaften der Geschöpfe Erhabenen. Es gibt keinen Gott außer Allâh. Ihn einzig und allein beten wir aufrichtig an und wir gesellen Ihm keinen Teilhaber bei.

Lob gebührt Allâh, dem Schöpfer des Universums. As-Salâtu und as-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad und alle anderen Gesandten und Propheten. Möge die Liebe Gottes den Ehefrauen des Propheten ﷺ sowie den muslimischen Verwandten des Propheten, den rechtschaffenen Kalifen Abû Bakr, ^Umar, ^Uthmân und ^Aliyy, den rechtgeleiteten Gelehrten Abû Hanîfah, Mâlik, asch-Schâfi^iyy und Ahmad und den Heiligen (Awliyâ´) zuteilwerden.

Sodann Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Und wisset, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, As-Salât und as-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

Allâh, der Erhabene, sagt in Sûratu l-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ اللَّهَ وَمَلَائِكَتَهُ يُصَلُّونَ عَلَى النَّبِيِّ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا صَلُّوا عَلَيْهِ وَسَلِّمُوا تَسلِيمًا﴾

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)