Das Empfangen des Monats Ramadân

Das Lob gebührt Allâh. As-Salâtu was-Salâmu für den auserwählten Propheten sowie für seine muslimischen Angehörigen und seine Gefährten.

Sodann, der Monat der Gnade, Vergebung und Verschonung vor dem Höllenfeuer steht uns erneut bevor. Er ist der Monat des Fastens, des nächtlichen Gebetes, der Güte und des Gottesgehorsams als auch der Monat der Askese und der Überwindung, sich von Gelüsten und Begierden fernzuhalten.

Wir empfangen diesen gesegneten Monat und in unseren Herzen befindet sich der Vorzug des Jenseits gegenüber der Welt. Wie könnte es nicht so sein, denn in den beiden Sahih-Werken wurde überliefert, dass Abû Hurayrah, möge Allâh ihm gnädig sein, erzählte, dass der Prophet ﷺ sagte:

مَن صَامَ رَمَضَانَ إِيمَانًا وَاحْتِسَابًا غُفِرَ لَهُ مَا تَقَدَّمَ مِن ذَنبِهِ

Die Bedeutung lautet: Demjenigen, der aus Überzeugung und in der Hoffnung auf die Belohnung im Monat Ramadân fastet, vergibt Allâh seine begangenen Sünden.

„Aus Überzeugung“ bedeutet hier aus Glauben an Allâh und mit der Akzeptanz, Fasten zu müssen. D. h. derjenige, der diese Vergebung erlangt, weder hasst er die Pflicht noch zweifelt er an der Belohnung dafür.

Im Sahîh von Muslim wurde überliefert, dass Abû Hurayrah ebenfalls erzählte, dass der Prophet ﷺ sagte:

الصَّلَوَاتُ الْخَمْسُ وَالْجُمُعَةُ إِلَى الْجُمُعَةِ وَرَمَضَانُ إِلَى رَمَضَانَ مُكَفِّرَاتٌ مَا بَيْنَهُنَّ إِذَا اجْتُنِبَتِ الْكَبَائِرُ

Die Bedeutung lautet: Die fünf Pflichtgebete, die Freitagsgebete und die Monate Ramadân sind Gründe für die Vergebung der Sünden, die dazwischen begangen werden, wenn die großen Sünden unterlassen werden.

Empfangt den Ramadân mit der Reue für Allâh, ar-Ra´ûf, ar-Rahîm und
at-Tawwâb, denn al-Bukhâriyy überlieferte in seinem Sahîh-Werk, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

مَنْ كانَ لأَخِيهِ عِنْدَهُ مَظْلِمَةٌ فِي عِرضٍ أو مالٍ فَلْيَسْتَحِلَّهُ اليَوْمَ قبلَ أن لا يَكونَ دِينارٌ ولا دِرْهَمٌ

Die Bedeutung lautet: Wer seinem muslimischen Bruder hinsichtlich der Würde oder des Vermögens Unrecht zufügte, der soll es noch heute wiedergutmachen, bevor weder Dînâr noch Dirham etwas von ihm abwenden können.

Wer seinem Bruder im Islam hinsichtlich Würde oder Vermögen Unrecht zugefügt hat, wie z. B. durch Beschimpfung oder unrechtmäßige Konsumierung seines Vermögens, soll sich noch heute davon befreien – bevor er im Jenseits zur Rechenschaft gezogen wird -, denn wenn er sich nicht auf der Welt davon befreit, dann werden Gold- und Silbermünzen nichts von ihm abwehren können. Allâh sagt:

﴿يَوۡمَ يَفِرُّ ٱلۡمَرۡءُ مِنۡ أَخِيهِ ٣٤ وَأُمِّهِۦ وَأَبِيهِ ٣٥ وَصَٰحِبَتِهِۦ وَبَنِيهِ ٣٦﴾

Die Bedeutung lautet: An jenem Tag (Tag des Jüngsten Gerichts), an dem Menschen vor ihren Brüdern, Müttern, Vätern, Ehefrauen oder Kindern fliehen werden. D. h. diese Menschen werden aufgrund der gewaltigen Lagen, in denen sie sich befinden werden, ihre eigenen Verwandten nicht betrachten.

﴿لِكُلِّ امْرِئٍ مِّنْهُمْ يَوْمَئِذٍ شَأْنٌ يُغْنِيهِ ٣٧﴾

Die Bedeutung lautet: Diese Menschen werden, aufgrund der Lagen, in denen sie sich befinden werden, die Lagen der anderen nicht betrachten. Wenn sie Unrecht begangen haben sollten, dann werden sie am Tag des Jüngsten Gerichts vor ihnen flüchten, denn sie wissen, dass jener Tag, der Tag der Bestrafung ist. Aber wohin wollen sie flüchten?!

Wir empfangen den Monat Ramadân und haben das Hüten der Zunge und geringe Sprechen vor Augen, denn zu den wichtigsten Aufgaben während des Fastens gehört das Unterlassen der abscheulichen Aussagen, weil diese Aussagen, wie z. B. die Ablegung falschen Zeugnisses, die Verunglimpfung eines Muslims zu Unrecht, die üble Nachrede, das Zwietracht stiften und Ähnliches, zum Entfall der Belohnung für das Fasten führen. Somit sollte der Fastende seine Zunge hüten, ganz gleich wie wütend er wird; und sollte ihn jemand beschimpfen, so sollte er sagen „Ich faste“, damit gibt er zu verstehen „Ich faste und antworte nicht mit einer Gegenbeschimpfung“. Al-Bukhâriyy und Abû Dâwûd überlieferten, dass Abû Hurayrah, möge Allâh ihm gnädig sein, erzählte, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:

مَن لَم يَدَعْ قَوْلَ الزُّورِ وَالْعَمَلَ بِهِ والجَهْلَ فَلَيسَ لله حَاجَةٌ في أَن يَدَعَ طَعَامَهُ وَشَرَابَهُ

Dieser Wortlaut wurde von Abû Dâwûd überliefert und bedeutet, dass Allâh das Fasten desjenigen nicht akzeptiert, der ein falsches Zeugnis ablegt und danach handelt, d. h. er wird für dieses Fasten nicht belohnt. Was die üble Nachrede betrifft, so macht sie das Fasten nicht ungültig, sogar sagte Imâm Ahmad:

لَو كَانَتِ الْغِيبَةُ تُفَطِّرُ مَا كَانَ لَنَا صَومٌ

Dies bedeutet: Würde die üble Nachrede das Fasten ungültig machen, dann wäre das Fasten vieler Menschen ungültig.

Der Fastende sollte also sein Fasten vor so etwas bewahren und auch keine unnützen Diskussionen eingehen.

Empfangt den Monat Ramadân mit gutem Charakter. Abû Umâmah erzählte, dass der Gesandte von Allâh ﷺ sagte:

أَنَا زَعِيمٌ بِبَيْتٍ فِي رَبَضِ الْجَنَّةِ لِمَنْ تَرَكَ الْمِرَاءَ وَإِنْ كَانَ مُحِقًّا، وَبِبَيْتٍ فِي وَسَطِ الْجَنَّةِ لِمَنْ تَرَكَ الْكَذِبَ وَإِنْ كَانَ مَازِحًا وَبِبَيْتٍ فِي أَعْلَى الْجَنَّةِ لِمَنْ حَسَّنَ خُلُقَهُ

Die Bedeutung lautet: Ich sichere demjenigen, der die unnütze Diskussion
(al-Mirâ´) unterlässt, auch wenn er im Recht liegt, ein Haus am Rande des Paradieses zu und demjenigen, der das Lügen unterlässt, auch wenn er es scherzhaft meint, ein Haus in der Mitte des Paradieses und demjenigen, der einen guten Charakter hat, ein Haus an den hohen Plätzen des Paradieses.
[Überliefert von Abû Dâwûd]

Überdenke dein Verhalten, bedauere dein früheres Vergeuden und sei bestrebt, zu den vollkommenen Gläubigen zu gehören, solange die Zeit hierfür ausreicht. Erinnere dich an deine verloren gegangene Zeit, dies ist Ermahnung genug. Die rechtschaffenen Salaf, möge Allâh ihnen gnädig sein, waren bestrebt, jede Vorzüglichkeit zu erlangen und weinten, wenn sie eine davon verpassten.

O Allâh, uns im Diesseits und im Jenseits Gutes zukommen und bewahre uns vor der Bestrafung in der Hölle. O Allâh, wir haben uns selbst sehr viel Unrecht zugefügt und niemand außer Dir vergibt die Sünden, bitte vergib uns und sei gnädig zu uns, denn wahrlich, Du bist der Vergebende und Gnädige. O Allâh, lass uns Gnade zukommen, wodurch wir im Diesseits und Jenseits glücklich sind. Beschere uns bitte das Erlaubte und schütze uns vor dem Verbotenen, lass uns Dir gegenüber gehorsam sein und schütze uns vor dem Ungehorsam Dir gegenüber. Bitte erleuchte unsere Herzen und Gräber und schütze uns vor jeglichem Übel und beschere uns alles Gute.