Lob gebührt Allâh. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Und ich bezeuge, dass Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. Er überbrachte die Botschaft und ermahnte die Gemeinschaft, möge Allâh ihn mehr als alle anderen Propheten belohnen. O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad sowie seinen Âl und seinen Gefährten einen höheren Rang. Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah an-Nisâ´, Âyah 115:
﴿وَمَن يُشَاقِقِ ٱلرَّسُولَ مِن بَعدِ مَا تَبَيَّنَ لَهُ ٱلهُدَىٰ وَيَتَّبِع غَيرَ سَبِيلِ ٱلمُؤمِنِينَ نُوَلِّهِۦ مَا تَوَلَّىٰ وَنُصلِهِۦ جَهَنَّمَ وَسَاءَت مَصِيرًا ١١٥﴾
Die Bedeutung lautet: Diejenige Person, die dem Gesandten widerspricht, nachdem ihr die Rechtleitung klar wurde, und einen anderen Weg annimmt als jenen, worüber sich die Gläubigen einig sind, diese wird dafür in der Hölle bestraft werden.
Der Imâm at-Tirmidhiyy und andere überlieferten, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:
عَلَيْكُمْ بِالْجَمَاعَةِ وَإِيَّاكُمْ وَالفُرْقَةَ فَإِنَّ الشَّيْطَانَ معَ الوَاحِدِ وَهُوَ مِنَ الاثنَيْنِ أَبْعَدُ فَمَنْ أَرَادَ بُحْبُوحَةَ الجنَّةِ فَلْيَلْزَمِ الْجَمَاعَةَ
Der Gesandte Gottes ﷺ sagte auch:
وَإِنَّ هذهِ الْمِلَّةَ سَتَفْتَرِقُ عَلَى ثَلاثٍ وَسَبْعِينَ فِرْقَةً ثِنْتَانِ وَسَبْعُونَ فِي النّارِ ووَاحِدَةٌ فِي الجنَّةِ وَهِىَ الجمَاعَةُ
Der erste Hadîth bedeutet: „Haltet an al-Djamâ^ah fest und haltet euch von der Abspaltung fern, denn der Teufel ist der einzelnen Person näher und von Zweien ferner. Wer die Belohnung im Paradies will, soll sich an al-Djamâ^ah halten.“
Der zweite Hadîth bedeutet: „Diese Gemeinschaft wird sich in 73 Gruppen spalten; 72 davon werden in der Hölle bestraft werden und eine wird ins Paradies kommen, diese Gruppe ist al-Djamâ^ah.“
Al-Djamâ^ah bedeutet: „Die Mehrheit der Gemeinschaft.“ Denn in einer anderen Überlieferung von diesem zweiten Hadîth sagte der Gesandte ﷺ (sinngemäß): „Alle werden in der Hölle bestraft werden, außer die Mehrheit der Gemeinschaft.“
Liebe Brüder im Islam, der Gesandte Gottes ﷺ kündigte an, dass die Gemeinschaft sich uneinig sein wird und sich in Gruppen spalten wird und erwähnte, dass diese Gruppen – bis auf eine – in der Hölle bestraft werden. Er zeigte auch auf, mit welchem deutlichen Erkennungsmerkmal wir diese eine Gruppe von den anderen unterscheiden können und dieses ist „die Mehrheit“, wofür wir Allâh danken.
Die Mehrheit der Gemeinschaft des Propheten Muhammad ﷺ, seit seiner Zeit bis heute, befolgt den richtigen Weg hinsichtlich der Grundsätze der Glaubenslehre. Auch wenn die Mehrheit sich in Angelegenheiten, die nicht zur Glaubenslehre gehören, uneinig ist, so glaubt doch die Mehrheit der Gemeinschaft daran, dass Allâh einzig, über die Eigenschaften der Geschöpfe erhaben und über Beschränktheit auf Ort und Richtung erhaben ist. Die Mehrheit der Gemeinschaft glaubt daran, dass alle Geschöpfe, seien es die Körper oder ihre Taten sowie die Handlungen der Diener Gottes, von Allâh erschaffen sind und nicht von den Dienern, da die Diener nur ausführen und nicht erschaffen. Die Mehrheit der Gemeinschaft glaubt daran, dass nichts in die Existenz eintritt ohne den Willen von Allâh, Seinem Wissen und Seiner Allmacht. Sie glaubt daran, dass nichts geschieht, ohne dass Allâh will, dass es geschieht, und dass sowohl das Gute als auch das Schlechte mit dem Willen und der Vorherbestimmung Gottes geschieht.
Der Glaube der Mehrheit ist auch, dass Allâh Propheten als Verkünder froher Botschaft und als Warner sandte und dass alle Propheten, von Âdam (zu Dt. Adam) – dem ersten Propheten – bis Muhammad ﷺ – dem letzten Propheten – dazu aufriefen, einzig und allein Gott anzubeten und Ihm keinen Teilhaber beizugesellen. Zum Glauben dieser Mehrheit gehört auch, dass die Propheten auserwählte Geschöpfe Gottes sind, denen Allâh besondere Eigenschaften gab, wie den Schutz vor dem Unglauben, den großen Sünden und den kleinen, erniedrigenden Sünden sowie vor allen Niederträchtigkeiten und abstoßenden Krankheiten. Die Mehrheit glaubt auch an das Paradies und an die Hölle, dass diese bereits existieren und unendlich existent bleiben. Sie glaubt auch an die Auferstehung (al-Ba^th), die Versammlung (al-Haschr), die Abrechnung (al-Hisâb), die Bestrafung (al-^Iqâb) und an alle Angelegenheiten, die bestätigt wurden, dass sie zur Religion gehören. Die Anzahl derer, die sich davon abspalteten und die Bestrafung in der Hölle verdienen, ist im Gegensatz zur Anzahl der genannten Mehrheit sehr gering. Zu den Abgespaltenen gehören Menschen, die glauben, dass Allâh ein Körper wäre und Ihn mit Eigenschaften der Geschöpfe beschreiben, wie Maße, Beschränktheit auf Ort, Körperteile, Bewegung, Veränderung, Hinaufsteigen, Herabsteigen und anderen Eigenschaften der Geschöpfe; sie haben somit nicht den Glauben der Muslime und gehören nicht zu den Muslimen. Zu den Abgespaltenen gehören zwei weitere Gruppen. Die eine wird al-Murdji´ah und die andere wird al-Qadariyyah genannt. Der Imâm at-Tirmidhiyy überlieferte, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:
صِنْفَانِ مِنْ أُمَّتِى لَيْسَ لَهُما فِي الإِسلامِ نَصيبٌ الْمُرْجِئَةُ والقَدَرِيَّةُ
Die Bedeutung lautet: „Zwei Gruppen, die sich zur Gemeinschaft des Propheten Muhammad zählen, gehören nicht zu den Muslimen; diese sind al-Murdji´ah und al-Qadariyyah.“
Al-Murdji´ah war eine Gruppe, die es heute nicht mehr gibt. Diese Menschen glaubten etwas, was der Religion eindeutig widerspricht und aus dem Islam herausführt. Sie sagten: „Gleich wie viele Sünden die gläubige Person begeht, sie wird dafür nicht zur Rechenschaft gezogen werden.“ Sie traten mit dieser Aussage aus dem Islam aus. Was die Qadariyyah betrifft, so überlieferte Abû Dâwûd in seinem Buch „as-Sunan“, dass der Gesandte Gottes ﷺ sagte:
لِكُلِّ أُمَّةٍ مَجُوسٌ ومَجُوسُ هَذِهِ الأُمَّةِ الّذينَ يَقُولونَ لا قَدَرَ
Die Bedeutung lautet: „Jede Gemeinschaft hat Madjûs (Menschen, deren Glaubensweisen wie die der Feueranbeter sind) und die Madjûs aus meiner Gemeinschaft sind diejenigen, die sagen: ‚Es gibt keine Vorherbestimmung‘.“
Al-Qadariyyah sind diejenigen, die hinsichtlich einiger Angelegenheiten die Vorherbestimmung sowie den Willen Gottes verleugnen, jedoch sagten die Gelehrten: „Wer über eine einzige Angelegenheit sagt, dass diese ohne den Willen Gottes geschehen würde, gehört nicht zu den Muslimen.“
Auch zu den Abgespaltenen gehört eine Gruppe, die „al-Khawâridj“ genannt wird. Sie erklärt die Person, die eine große Sünde begeht, für ungläubig. Zu dieser Gruppe zählen auch diejenigen, die einen Herrscher, der ein Gesetz erlässt, das nicht dem Islam entspricht, für ungläubig erklärt, selbst wenn er dieses nicht für erlaubt erklärt. Sie erklären auch das gesamte Volk dieses Herrschers für nicht gläubig, gleich ob sie dem Herrscher darin folgen oder nicht, ausgenommen jene, die sich dagegenstellen und diesen Herrscher und sein Volk, das ihm darin folgt, bekämpfen. So erklären sie das Töten der Muslime und das unrechtmäßige Wegnehmen ihres Besitzes für erlaubt, woraus im Laufe der Zeit verschiedene Arten von Schäden resultierten.
Brüder im Islam, im dritten Jahrhundert nach der Auswanderung vermehrten sich die Gruppen, die vom richtigen Weg abgewichen waren und Allâh ließ gegen Ende des damaligen Jahrhunderts zwei Gelehrte erscheinen, von denen einer Araber und der andere kein Araber war. Der Araber war Abu l-Hasan al-´Asch^ariyy und der andere war Abû Mansûr al-Mâturîdiyy. Sie und ihre Schüler antworteten auf die abgewichenen Gruppen mit Beweisen und Darlegungen, sodass die Behauptungen der abgewichenen Gruppen von ihnen widerlegt wurden. Seitdem werden die Muslime der Ahlu s-Sunnah als Aschâ^irah und Mâturîdiyyah bezeichnet; und wenn man nachforscht, dann findet man heraus, dass die Gelehrten der verschiedenen Wissensbereiche seit der Zeit dieser beiden Gelehrten bis heute Aschâ^irah bzw. Mâturîdiyyah sind – und dafür danken wir Allâh.
Liebe Brüder im Islam, Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-Mâ’idah, Âyah 54:
﴿يَٰأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ مَن يَرتَدَّ مِنكُم عَن دِينِهِۦ فَسَوفَ يَأتِي ٱللَّهُ بِقَوم يُحِبُّهُم وَيُحِبُّونَهُۥٓ﴾
Die Bedeutung lautet: O ihr Gläubigen, wer von euch vom Islam abkehren sollte, so wisset, Allâh wird eine Nachkommenschaft erscheinen lassen, die Er liebt und die Ihn liebt und die den Gläubigen ergeben ist.
Der Imâm al-Hâkim überlieferte in seinem Buch „al-Mustadrak“, dass, als diese Âyah offenbart wurde, der Gesandte Gottes ﷺ sinngemäß sagte: „Es ist deine Nachkommenschaft, o Abû Mûsâ“ und streckte seine Hand zu Abû Mûsâ al-´Asch^ariyy. Der Imâm al-Quschayriyy sagte: „Die Anhänger von Abu l-Hasan al-´Asch^ariyy sind seine Nachkommenschaft.“
Der Imâm Ahmad sowie Imâm al-Hâkim überlieferten einen Hadîth mit starker Einstufung, worin der Gesandte Gottes ﷺ den berühmten Muhammad al-Fâtih lobte. Muhammad al-Fâtih, so wie es über ihn bekannt ist, war ein Mâturîdiyy. Würde der Prophet ﷺ etwa jemanden loben, der ihm im Glauben widerspricht?! Bei Allâh, nein! Diese beiden Beweise belegen, dass die Aschâ^irah und Mâturîdiyyah den richtigen Weg befolgen und ein großer Beweis hierfür sind die vielen Muslime überall auf der Erde, die den Glauben dieser beiden Gelehrten haben. Denn die Mehrheit der Schâfi^iyyah, alle Mâlikiyyah, die Ehrenhaften der Hanâbilah sowie einige der Hanafiyyah sind Aschâ^irah und die Mehrheit der Hanafiyyah sowie einige der Schâfi^iyyah sind Mâturîdiyyah. Sie alle sind sich in den Grundsätzen der Glaubenslehre einig, denn sie befolgen die Grundsätze der Glaubenslehre, die auch die Gefährten und deren Nachfolger befolgten.
Wir bitten Allâh darum, uns im Glauben von Ahlu s-Sunnah wal-Djamâ^ah, dem Glauben dieser beiden Gelehrten – Abu l-Hasan al-´Asch^ariyy und Abû Mansûr al-Mâturîdiyy – bis zum Tod standhaft sein zu lassen.
Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.
Die zweite Ansprache:
Lob gebührt Allâh. Wir preisen Ihn, bitten Ihn um Unterstützung, Rechtleitung und Vergebung. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. As-Salâtu was-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad sowie für alle anderen Propheten. Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit.
O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.
Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)