Liebe Leserin, lieber Leser,
die Besonderheit des Verstandes und die Wichtigkeit seiner Anwendung für das Unterscheiden und Erachten sind unbestreitbar, jedoch ist der bloße Einsatz des Verstandes nicht ausreichend, um die Regeln der Religion zu erfahren. Vernünftiges Denken führt zwar zur Erkenntnis, dass Gott existiert, einzig ist und keine Ähnlichkeiten mit anderen hat[1], jedoch erkennt man durch bloßes Einsetzen des Denkvermögens nicht, welche Vorschriften Gott bestimmt hat, wie z. B. das Gebet und das Fasten. Wie haben die Gläubigen erkannt, dass sie verpflichtet sind, zu beten? Wie haben sie erfahren, wann und wie sie beten müssen? Woher wissen sie, dass sie fasten müssen, wann die Fastenzeit ist und wovon sie sich enthalten müssen? Die Antwort auf diese und andere solcher Fragen lautet: Die Propheten waren diejenigen, die die religiösen Gebote und Vorschriften verkündet haben.
Die Propheten sind Menschen, die Gott für die Verkündung der Religion auserwählt hat; Er hat ihnen ihre religiösen Regeln offenbart und befohlen, diese zu verkünden und hat ihre Wahrhaftigkeit – dass sie tatsächlich von Ihm gesandt wurden – mittels eindeutiger logischer Beweise bestätigt. Diese Beweise sind die Wunder, die die Propheten vollbracht haben; die Wunder wurden von Gott erschaffen, damit den Menschen bewiesen wird, dass die Propheten wahrhaftig sind – als würde Gott zu den Menschen sagen: Dieser Mensch ist wahrhaftig in seiner Verkündung, er ist ein Prophet.
Derjenige, der vernünftig nachdenkt, erkennt im Wunder mehrere Merkmale, die ihn von der Wahrhaftigkeit des Vollbringers überzeugen, denn ein Wunder ist etwas Außergewöhnliches, das von einem Propheten vollbracht wird und in Einklang mit der Botschaft des Propheten steht. Ein Beispiel für etwas Außergewöhnliches ist die Heilung eines blind geborenen Mannes durch die gesegnete Hand Jesus‘; dies stand im Einklang mit der Botschaft von Jesus, denn er wollte ihn heilen und nichts anderes als die Heilung trat ein. Des Weiteren kann einem Wunder nicht mit etwas Ähnlichem entgegengewirkt werden, wie es z. B. bei der Zauberei der Fall ist. Die Zauberer, die gegen Moses antraten, stellten fest, dass das Verwandeln seines Stabes in eine tatsächliche Schlange kein Zauber sein konnte, sondern ein Wunder war, und dass seinem Wunder nichts entgegengebracht werden kann; basierend darauf waren sie von seiner Wahrhaftigkeit überzeugt und haben den Glauben an ihn und seinen Bruder Aaron angenommen.
Der gesunde Menschenverstand lehnt die Wunder nicht ab, auch wenn sie vor langer Zeit geschehen sind, denn die Erzählungen über die Wunder basieren nicht immer auf dem augenscheinlichen Wahrnehmen eines einzigen Menschen, sondern oftmals auf der Erzählung einer großen Menschenmasse, die persönlich anwesend war. Ein Beispiel hierfür sind die tausende Menschen, die von ein und derselben Tafel Jesus‘ gegessen haben und satt geworden sind.
Ein weiterer logischer Schluss ist die Ablehnung, dass die Propheten mit abstoßenden Eigenschaften beschrieben wären; da die Aufgabe eines Propheten das Verkünden der Religion ist, hat Gott den Propheten Eigenschaften gegeben, die mit dem Ausführen ihrer Aufgabe harmonieren und alle Propheten vor abstoßenden Eigenschaften geschützt – sowohl vor als auch nach ihren Ernennungen zu Propheten. Es ist unbedingt notwendig, dass jeder Prophet wahrhaftig, treu, intelligent und mutig ist; denn wer lügt, dem glaubt man nicht, wer untreu ist, dem traut man nicht etc. Sie haben auch stets einzig und allein Gott angebetet; kein Prophet hat jemals eine Figur, die Sonne, den Mond oder irgendein anderes Geschöpf angebetet. Wer aber an das Gegenteil glaubt, wie z. B. dass ein Prophet gelogen oder betrogen hätte bzw. dumm oder feige gewesen wäre, der unterstellt Gott mangelndes Wissen; als würde er sagen: „Gott hat Menschen zu Propheten ernannt, die für die Verkündung der Botschaft ungeeignet sind, und den Menschen befohlen, diese zu befolgen, obwohl man ihnen nicht glauben oder trauen kann.“ Gott ist aber über alle Arten der Unvollkommenheit erhaben, also auch über mangelndes Wissen, demzufolge hat Er nur Menschen zu Propheten ernannt, an denen niemand etwas aussetzen kann.
Derjenige, der sich neutral mit diesem Thema befasst, erlangt die Erkenntnis, dass alle Propheten zu ein und demselben Glauben aufgerufen haben; es stimmt, dass es einige regelbezogene Unterschiede gab, wie z. B. in der Anzahl der Pflichtgebete, jedoch kann ihre Glaubenslehre – der Glaube an Gott und an das Jenseits – rein logisch betrachtet nur dieselbe Lehre gewesen sein, denn die Glaubenslehre bildet die Basis der Religion.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die angeführte Beschreibung der Propheten ist der Schluss vernünftigen Denkens und eine der Lehren im Islam. Zudem verpflichtet der Islam, an alle Propheten zu glauben, sodass derjenige, der auch nur einen einzigen Propheten verleugnet, wie z. B. Jesus, Moses, Noah, Abraham oder Muhammad, oder ihn mit einer der aufgezählten widrigen Eigenschaften beschreibt, kein Muslim ist.
Lob gebührt Gott, Der die Propheten gesandt hat, damit sie die Menschen das lehren, was im Diesseits und im Jenseits von Nutzen ist.
[1] Siehe die Broschüre „Vernunft und Logik“