Die Aufforderung zum Vermehren der guten Taten am 15. des Monats Scha^bân

Dank gebührt Allâh, dem Erhabenen. Möge Allâh uns vor dem Begehen von Sünden beschützen. Derjenige, der von Gott rechtgeleitet wurde, wird nicht in die Irre gehen und derjenige, der von Gott in die Irre geleitet wurde, wird keine Rechtleitung finden. Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allâh gibt, dem Einzigen, Der keinen Teilhaber hat und Dem nichts und niemand gleicht. Derjenige, Der keine Gestalt, keine Form und keine Glieder hat. Derjenige, Der kein Körper ist und keine Maße hat. Derjenige, Der ohne Ort existiert. Und ich bezeuge, dass unser geehrter, geliebter und großartiger Prophet Muhammad Diener und Gesandter Gottes ist. As-Salâtu und as-Salâmu für dich, o Gesandter von Allâh, und alle anderen Propheten.

Sodann, Diener Gottes, ich ermahne euch und mich zur Rechtschaffenheit. Seid Ihm gegenüber rechtschaffen und sterbt als Muslime. Allâhu Ta^âlâ sagt in der Sûrah al-Hadjdj, Âyah 77:

﴿يَٰأَيُّهَا ٱلَّذِينَ ءَامَنُواْ ٱركَعُواْ وَٱسجُدُواْۤ وَٱعبُدُواْ رَبَّكُم وَٱفعَلُواْ ٱلخَيرَ لَعَلَّكُم تُفلِحُونَ﴾

Die Bedeutung lautet: O ihr Gläubigen, verbeugt euch im Gebet und werft euch darin nieder und führt weitere Taten der Gehorsamkeit aus, auf dass ihr belohnt werdet.

So befahl unser Schöpfer den Gläubigen, die beste Tat nach dem Glauben auszuführen, nämlich das Gebet, welches Verbeugung und Niederwerfung beinhaltet. Er forderte sie auf, auch die anderen guten Taten auszuführen, um Belohnung zu erhalten. Er befahl ihnen, gute Taten auszuführen, auf dass sie im Jenseits zu den Gewinnern gehören. Allâh, der Erhabene, bescherte Seinen gläubigen Dienern, aus Gnade ihnen gegenüber, viele Möglichkeiten, Gutes zu verrichten. Er gab uns gesegnete Zeiten, sodass der Muslim dadurch noch mehr im Jenseits profitieren kann. Wir stehen vor einer gesegneten und geehrten Nacht. Sie ist die 15. Nacht des Monats Scha^bân. Der Prophet Muhammad ﷺ sagte:

إِذَا كَانَتْ لَيْلَةُ النِّصْفِ مِنْ شَعْبَانَ فَقُومُوا لَيْلَهَا وَصُومُوا نَهَارَهَا[1]

Die Bedeutung lautet: Wenn die 15. Nacht von Scha^bân eintritt, dann verbringt sie mit Gebeten und fastet den darauffolgenden Tag.

Darin steckt die Aufforderung, den überwiegenden Teil dieser Nacht mit Gebeten, Qur’ân-Rezitation oder Bittgebeten zu verbringen. Gewiss, das Sprechen von Bittgebeten inmitten der Nacht ist eine besondere religiöse Handlung und ist behaftet an eine große Wahrscheinlichkeit, dass sie in Erfüllung gehen. Al-Bayhaqiyy überlieferte, dass der Gesandte Gottes ﷺ, bezüglich der Bittgebete in jener Nacht, sagte:

فَإِنَّ اللهَ تعالَى يَقُولُ أَلَا مِنْ مُسْتَغْفِرٍ فَأَغْفِرَ لَهُ أَلَا مِنْ مُسْتَرْزِقٍ فَأَرْزُقَهُ أَلَا مِنْ سَائِلٍ فَأُعْطِيَهُ أَلَا كَذَا أَلَا كَذَا حَتَّى يَطْلُعَ الفَجْرُ

Die Bedeutung lautet: Allâhu Ta^âlâ sagt: Wer um Vergebung bittet, dem vergebe Ich; wer um Versorgung bittet, dem beschere Ich Versorgung; wer um etwas bittet, dem gebe Ich; usw., usw. bis zum Aufkommen der Morgendämmerung.

Die Bedeutung ist, dass Allâh einem Engel befiehlt, das zu rufen, was Allâh, der Erhabene, sagt. Diese Bedeutung geht aus der folgenden Überlieferung von al-Bayhaqiyy hervor:

إذَا كانَ لَيْلَةُ النِّصْفِ منْ شَعبانَ نَادَى مُنَادٍ هَلْ مِنْ مُسْتَغْفِرٍ فَأَغْفِرَ لَهُ هَلْ مِنْ سَائِلٍ فَأُعْطِيَه اهـ

Die Bedeutung lautet: In der 15. Nacht von Scha^bân ruft ein Engel: Wer um Vergebung bittet, dem vergibt Allâh; wer um etwas bittet, dem gibt Allâh dieses.

Gewiss, Allâh ist mit einem anfangslosen und unvergänglichen Sprechen beschrieben, welches weder aus Lauten besteht noch mit einer Stimme noch in einer Sprache ist, denn die Laute, die Stimmen und die Sprachen sind von Allâh, dem Erhabenen, erschaffen. Allâh ist jedoch nicht mit den Eigenschaften der Geschöpfe beschrieben. Er ähnelt nichts und niemandem, so wie es aus der Sûrah asch-Schûrâ, Âyah 11 hervorgeht. Die Eigenschaften Gottes – sein Leben, sein Wissen, seine Allmacht, sein Wille und alle weiteren Eigenschaften – sind anfangslos und unvergänglich. Sie entstehen nicht, d. h. sie beginnen nicht, nachdem sie zuvor nicht existiert haben. Ebenso verändern sie sich nicht. Der Wille von Allâh verändert sich somit nicht – weder durch das Bittgebet noch durch die Spende einer Person. Uns wurde befohlen, Bittgebete zu sprechen, da dies unsere Anbetung zu Gott zum Ausdruck bringt. Wenn das Bittgebet des Dieners mit dem, was Allâh vorherbestimmt hat, übereinstimmt, geschieht das, worum er bat und wenn dieses nicht mit dem übereinstimmt, was Allâh gewollt hat, so geschieht das, worum der Diener Gottes bat, nicht. Jedoch profitiert er von der Belohnung, die er für diese religiöse Handlung erhält. Dies ist die Bedeutung der Âyah  sfsfkjs 186 aus der Sûrah al-Baqarah:

﴿أُجِيبُ دَعوَةَ ٱلدَّاعِ إِذَا دَعَانِ﴾

Die Bedeutung lautet: Ich (Gott) lasse die Bittgebete derjenigen, die Mich bitten, in Erfüllung gehen.

Brüder im Islam, die Veränderung geschieht beim Geschöpf und seinen Zuständen. So wechselt er von einem Zustand zu einem anderen, gemäß dem ewigen Wissen Gottes, Seinem ewigen Willen und Seinem ewigen Bestimmen. So ist ersichtlich, dass die Zustände der Diener sich verändern. Wir sehen Arme, die reich werden und Reiche, die arm werden. Wir sehen Gesunde, die erkranken und Kranke, die genesen. Wir sehen einige, die an Ansehen gewinnen und andere, die an Ansehen verlieren.

As-Salaf as-Sâlih - die Muslime aus den ersten drei Jahrhunderten nach der Auswanderung – waren deutlich bestrebt darin, die 15. Nacht des Monats Scha^bân mit Gebeten zu verbringen und den darauffolgenden Tag zu fasten. Ibnu l-Hâdjdj al-Mâlikiyy erzählte in seinem Werk al-Madkhal, dass sie dieser Nacht eine Besonderheit zuschrieben und sich – vor ihrem Eintritt – auf sie vorbereiteten. Wenn die Nacht dann eintrat, waren sie vorbereitet und zeigten ihre Verehrung für sie. Sie waren bekannt für das Verehren der islamischen Symbole.

Einige Menschen haben die Gewohnheit, in der 15. Nacht von Scha^bân zusammenzukommen, um ein bestimmtes Bittgebet zu sprechen. Sie nennen es „das Bittgebet zur 15. Nacht des Monats Scha^bân“, jedoch ist dies weder über den Propheten noch über einen von den Gefährten bestätigt. Es beginnt mit den Worten يَا مَنْ يَمُنُّ وَلَا يُمَنُّ عَلَيْه (Yâ Man Yamunnu walâ Yamannu ^Alayh)

Es beinhaltet Sätze, deren Anschein dazu verleiten könnte zu glauben, dass der ewige Wille und die ewige Vorherbestimmung Gottes sich verändern würden. Es kann sein, dass derjenige, der die Glaubenslehre nicht gelernt hat, durch diese Sätze den Glauben annimmt, dass Allâh Seinen Willen für denjenigen, der dieses Bittgebet spricht, verändern würde. Der Glaube, dass der Wille von Allâh sich verändern würde, führt zum Austritt aus dem Islam, da mit diesem Glauben Allâh eine Unvollkommenheit in den Eigenschaften zugeschrieben wird. Die Unvollkommenheiten sind jedoch unmöglich in Bezug auf Allâh. Der gemeinte Wortlaut ist ihre Aussage in dem erwähnten Bittgebet: „O Allâh, wenn Du für mich den Unglauben vorherbestimmt hast, so lösche das, was Du vorherbestimmt hast.“

Es kann sein, dass eine Person unter diesem Wortlaut versteht: O Allâh, wenn Du für mich den Tod als Ungläubigen vorherbestimmt hast, so lösche das, was Du vorherbestimmt hast.“ Wer dieses darunter versteht widerspricht dem Islam, denn Allâh verändert Seinen Willen nicht. Wie bereits dargelegt, sind die Eigenschaften Gottes anfangslos und unvergänglich und verändern sich nicht. Wer aber darunter versteht: „O Allâh, wenn mein Zustand derer sein sollte, die in Sünden versunken sind, dann verändere meinen Zustand in den Zustand der Rechtschaffenen“, dann ist in dieser Auffassung kein Widerspruch zum Islam, denn wir alle bitten doch Allâh darum, uns im Zustand der Rechtschaffenen sterben zu lassen. Aus diesem Grund und aufgrund der Gefahr, die darin steckt, wenn man dieses Bittgebet falsch versteht, lege ich euch nahe, andere Bittgebete aufzusagen, insbesondere die Bittgebete, die über den Gesandten Gottes ﷺ bestätigt wurden, die zahlreich sind und unter anderem im Buch „Riyâd as-Sâlihîn“ überliefert wurden.

Verehrte Brüder, nutzt diese gesegnete Zeit, betet in der 15. Nacht des Monats Scha^bân und fastet am darauffolgenden Tag. Es geht aus einer authentischen Überlieferung hervor, dass Allâh in der 15. Nacht des Monats Scha^bân den Geschöpfen vergibt, außer demjenigen, der nicht an Allâh und nicht an die Propheten glaubt, und demjenigen Muslim, der einen Streit mit einem anderen Muslim aufgrund weltlicher Angelegenheiten hat. Das bedeutet, dass Allâh in dieser Nacht einigen Muslimen einige ihrer Sünden und einigen Muslimen alle ihre Sünden vergibt. Derjenigen Person, die nicht an Gott und nicht an die Gesandten glaubt, vergibt Allâh nicht, so auch der Person, in deren Herz sich Streitigkeiten gegenüber anderen Muslimen befindet, wie Feindschaft, Neid und Hass wegen einer weltlichen Angelegenheit. Somit sollte sich jeder von uns bessern und derjenige, der Streit mit einem Muslim hat, dieser sollte ihn beilegen und vergeben und sein Herz davon befreien, bevor jene Nacht eintritt, auf dass Allâh besonders gnädig zu uns ist und uns unsere Sünden vergibt.

Dies dazu und ich bitte Allâh um Vergebung für euch und mich.

 

Die zweite Ansprache

Lob gebührt Allâh, dem über die Eigenschaften der Geschöpfe Erhabenen. Es gibt keinen Gott außer Allâh. Ihn einzig und allein beten wir aufrichtig an und wir gesellen Ihm keinen Teilhaber bei.

Lob gebührt Allâh, dem Schöpfer des Universums. As-Salâtu und as-Salâmu für unseren geehrten Propheten Muhammad und alle anderen Gesandten und Propheten. Möge die Liebe Gottes den Ehefrauen des Propheten ﷺ sowie den muslimischen Verwandten des Propheten, den rechtschaffenen Kalifen Abû Bakr, ^Umar, ^Uthmân und ^Aliyy, den rechtgeleiteten Gelehrten Abû Hanîfah, Mâlik, asch-Schâfi^iyy und Ahmad und den Heiligen (Awliyâ´) zuteilwerden.

Sodann Diener Gottes, ich fordere euch und mich zur Rechtschaffenheit auf und zur Furcht vor Allâh, dem Erhabenen und Allmächtigen.

Und wisst, dass Allâh euch zu etwas Wichtigem aufforderte. Er hat euch dazu aufgefordert, As-Salâtu was-Salâmu für den Propheten auszusprechen.

Allâh, der Erhabene, sagt in Sûratu l-´Ahzâb, Âyah 56:

﴿إِنَّ اللَّهَ وَمَلَائِكَتَهُ يُصَلُّونَ عَلَى النَّبِيِّ يَا أَيُّهَا الَّذِينَ آمَنُوا صَلُّوا عَلَيْهِ وَسَلِّمُوا تَسلِيمًا﴾

Die Bedeutung lautet: Allâh gibt dem Propheten (Muhammad) einen höheren Rang und die Engel bitten Allâh darum, ihm einen höheren Rang zu geben. O ihr Gläubigen, bittet auch ihr Allâh darum, dem Propheten einen höheren Rang zu geben und seine Gemeinschaft vor dem zu schützen, was der Prophet für sie befürchtet.

O Allâh, gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl einen höheren Rang, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl einen hohen Rang gegeben hast. Und gebe dem Propheten Muhammad und seinen Âl Segen, so wie Du dem Propheten Ibrâhîm und seinen Âl Segen gegeben hast. Du bist Derjenige, Der mit vollkommener Macht und Gnade beschrieben wird und Derjenige, Der das Recht hat, gepriesen zu werden. Allâh, der Erhabene, sagt im heiligen Qur´ân:

﴿يَا أَيُّهَا النَّاسُ اتَّقُوا رَبَّكُمْ إِنَّ زَلْزَلَةَ السَّاعَةِ شَىْءٌ عَظِيمٌ يَوْمَ تَرَوْنَهَا تَذْهَلُ كُلُّ مُرْضِعَةٍ عَمَّا أَرْضَعَتْ وَتَضَعُ كُلُّ ذَاتِ حَمْلٍ حَمْلَهَا وَتَرَى النَّاسَ سُكَارَى وَمَا هُمْ بِسُكَارَى وَلَكِنَّ عَذَابَ اللَّهِ شَدِيدٌ

Die Bedeutung lautet: O ihr Menschen, seid von den Rechtschaffenen. Gewiss, am Tag des Jüngsten Gerichts werden gewaltige Ereignisse geschehen. An jenem Tag würde jede stillende Mutter ihren Säugling vergessen, jede Schwangere würde verlieren, was sie trägt und die Menschen werden für betrunken gehalten, obwohl sie es nicht sind, doch die Bestrafung Gottes ist sehr hart.

O Allâh, wir bitten Dich, unser Bittgebet zu erfüllen, uns unsere Sünden und Fehler zu vergeben, uns zu den Rechtgeleiteten gehören zu lassen und nicht zu denjenigen, die in die Irre gegangen sind. O Allâh, wir bitten Dich, unsere Sorgen und unseren Kummer von uns zu nehmen und uns vor dem zu schützen, was wir befürchten.

Diener Gottes, Allâh fordert zur Gerechtigkeit, zu gutem Verhalten und zur Aufrechterhaltung der verwandtschaftlichen Beziehungen auf und Er verbietet die Schandtaten, das Schlechte und die Ungerechtigkeit. Dies ist eine Ermahnung, auf dass ihr nachdenken möget. Verrichtet die Pflichten und unterlasst die Sünden, bittet Gott um Vergebung und vertraut auf Gott, seid rechtschaffen und Er wird eure Sorgen und Bedrängnis von euch nehmen. Aqimi s-Salâh! (Sag die Iqâmah auf)

[1] Überliefert von Ibn Mâdjah in ‚as-Sunan‘ und al-Bayhaqiyy in ‚Schu^abu l-´Îmân‘